18 Im Freiballon.
geſchwindigkeit übers einſame Gebirge, und in den Längstälern liegt
— dichter Nebel und verde>t daher alles Leben. Das ſind
unſere Ströme; und drüben das Meer iſt die nebelbede>te Ebene.
Mit Neulingen ſoll man eigentlih weder Nadt-, noch. Waſſer-
fahrten machen. Ein alter Ballonführer mag ſich den Stimmungs-
zauber, den Nervenreiz gönnen, aber im übrigen iſt der Freiballon
doh im weſentlichen ein Fnſtrument zum harmloſen Vergnügen,
zum Geſundbaden der Seele, niht zu ſportlichen Experimenten.
Er hat auch für ernſte Zwecke ſeine Berechtigung. Er macht den
künftigen Luftſchifführer mit den Grundbegriffen der Wiſſenſchaft
des Luftmeeres vertraut, er {ult den zukünftigen Flugzeugführer
in der Kunſt der Orientierung, ganz abgeſehen von den Dienſten,
die er der Wetterkunde leiſtet.
Neuerdings aber verderben die „wilden“ Ballonfatrer und
Meerflieger, obwohl der Korb doch wirklich kein Waſſerfahrzeug
iſt, den Ruf dieſes ſ{<önſten aller Sports und fchreden von ihm
ab. Hoffentlich iſt ihr Geſchlecht im Ausſterben. Der Freiballon
verdiente es.
Hinüber nach Die Meteorologen der Ber-
Dänem art liner Wetterwarte haben uns
Rußland prophezeit. Mit Paß,
Bädeker und Sprachführer ſind
wir daher wohl verſehen. Fn
Bitterfeld ift aber abends um 6 Nhr über die Windrichtung nichts
rechtes feſtzuſtellen. Die Wolken find am Himmel bei anſcheinend
Windſtille wie feſtgenagelt, und die Rauchfahnen der Fabrik-
ichlote wedeln unentſchloſſen nach allen Weltgegenden. Langſam,
ganz langſam entfernen wir uns jest von der tief unter uns liegen-
den Ballonhalle. Wir viſieren ſie nach einiger Zeit über den Kompaß
an: weiß Gott, wir fahren nah Nordweſt ! Schön, alſo fahren wir
zu den „up ewig Ungedeelten“ und eſſen in Huſum zum Frühjtüd
friſhe Hummern an der Nord ſeeküſte. Einige Stunden
ſpäter hat ſich der Wind, der immer noch flaue Geſell, anders be-
ſonnen und treibt uns nad) Nordoſt. Kinder, Rügen iſt auch
nicht übel! Wir baden in Binz und gehen dann durch den Wald