Full text: Luftfahrten im Frieden und im Kriege

  
  
Hinüber na< Dänemark. 25 
  
  
den Leuten, von denen zwei, der Lehrer aus dem nächſten und der 
Arzt aus dem übernächſten Dorf, des Deutſchen kundig ſind und 
dolmetſchen. Auch deutſche Sachſengänger, die ſich allſommerlich 
hierher verdingen und uns Aufklärung über dieſe modernſte Völker- 
wanderung geben, plaudern mit uns. Für das große Publikum 
ſind wir natürlich, wie üblich, „aus den Wolken gefallen“; es würde 
uns am liebften befühlen, wie Eleine Rinder einen Affen im Zoolo- 
gifchen Garten. Lauter Blondköpfe, prächtige germaniſche Geſtalten. 
Ein Bauer geht gleich auf's Praktiſche, um uns richtig einfchägen 
zu können: er fragt, wieviel uns der Ballon beim Ankauf gekoſtet 
habe. Er iſt etwas enttäuſcht, daß wir garnicht Beſitzer, ſondern 
nur Nutznießer ſind, daß der Ballon Vereinseigentum iſt und jedem 
Mitglied zur Derfügung fteht, das Füllung, Fertigmachen und 
Amortiſation bezahlt, rund 140 Mark für die Fahrt mit allen perjön- 
lichen Nebenkoſten. Man iſt ſehr erſtaunt, als ich erkläre, daß der 
Ballonſport, dauernd ausgeübt, einer der billigſten ſei. Der Führer 
fahre umſonſt, bekomme fogar die Eifenbahnrüdreife vom Verein 
bezahlt; es komme alſo nur darauf an, daß einer die Ausbildung 
dazu durchmache, die alles in allem bei ſieben Fahrten etwa 1000 
Mark koſte; dann könne er frei die Welt durchgondeln. Alſo bitte, 
wer mit mir eine Fahrt machen wolle — ich ſei bereit! Die Bauern 
lachen und ſchütteln ſih. Fmmer neue Frager kommen. Aber die 
Leute legen auch freudig Hand mit an, um den Ballon zu verpaden 
und zur Bahn zu ſchaffen. Fn kurzer Zeit ſind wir fertig, — dann 
geht es zum nächſten Hof. 
Und hier geht uns wirklich das Herz auf, ſo über die Maßen 
freundlich ift die Bevölkerung. Der Lehrer Forg Pre ſt radelt 
davon und bringt uns eine Weintraube — vielleicht „die“ Wein- 
traube — aus feinem Garten, nötigt uns auch noch Anſichtskarten auf; 
der Bauer Marten Friis ſeht uns Kaffee, Sahne, Kuchen und 
Obſt vor; der Arzt Dr. Karl BVoltelen expediert auf ſeinem 
Motorrad unſere Landungsdepeſchen, kehrt mit einem „Gruß in den 
däniſchen Landesfarben“, roten und weißen Roſen, zurü> und hat 
derweil den Danebrog auf ſeinem Hauſe gehißzt. Als wir nachher 
die 11 Kilometer über Land zur nächſten Bahnſtation fahren, kommen 
Leute mit, um uns auch dort behilflich zu ſein. Fn allen drei von 
uns paſſierten Dörfern ſteht groß und klein vor den Türen und winkt 
uns mit Taſchentüchern Abſchiedsgrüße zu. Wir kommen nicht aus 
  
 
	        
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