Full text: Luftfahrten im Frieden und im Kriege

  
  
  
  
26 Im Freiballon. 
  
  
dem Danken, und da jtammelt mit leuchtenden Augen einer der 
Bauern mühſam eines der wenigen deutſchen Worte, die er kennt: 
„Gaſt—freund—ſchaft!“ Ja, ſo etwas erlebt man nicht, 
wenn man an der Hand von Kursbuch und Hotelanzeiger reiſt. So 
mitten in ein Volk hinein kommt heute faſt nur noch der Luftſchiffer. 
Er wird nicht wie ein Handlungsreiſender empfangen, von dem 
man ausgebeutet zu werden fürchtet, und auch nicht wie ein Sommer- 
friſchler, den man auszubeuten gedentt, ſondern wie ein lieber 
Mitmenſch, der eben einer großen Gefahr entronnen iſt und nun 
von einer freudig teilnehmenden Menge umdrängt wird. Keiner 
iſt ihm gegenüber zugeknöpft. Man kommt gleich in angeregtes 
Geſpräch und tut bei der allgemeinen Aufrichtigkeit manchen Blik 
in wirtſchaftliche Verhältniſſe, kulturelle Zuſtände, politiſche Stim- 
mungen, die einem fonjt verborgen blieben. Fm Auslande freilich 
muß man die Sprache kennen oder Dolmetſcher finden. Das Däniſche 
verſtehen oder erraten wir, wenn es gedrud>t daſteht — die Auf- 
ſchrift „Svineslagter“ über einem Laden und manches andere 
iſt ſofort klar —, aber dem geſprochenen Wort können wir nicht 
folgen. Sum Glüd finden wir überall, in Holeb y, ſpäter in 
A ykjöb ing auf Falſter, wo wir übernachten, des Deutſchen 
Kundige, natürlih auch Fnterviewer,. die vor allem „die erſte 
Fra, De Ur O die Luft: nah Däwemart ge- 
kommen iſt“, ſprechen und photographieren wollen. Die Nach- 
richt von unſerer Fahrt über das kleine Stückchen Oſtſee, von der 
wir gar nicht ſo viel Weſens machen möchten, hat fich wie ein Lauf- 
feuer verbreitet, und jedermann fommt uns, auch noch im Hafen bei 
der Abfahrt nach Deutſchland, mit ſtrahlendem Geſicht entgegen. 
Allzu große Teilnahme - iſt läſtig, hier aber wirkt ſie erfriſchend. 
Was iſt doch der germaniſche Stamm für ein. prächtiger Menſchen- 
\chlag, ſo ganz anders, als etwa der tſchechiſche; dort in Böhmen 
werden deutſche Ballonfahrer bei der Landung - oft genug mit 
Steinwürfen empfangen. 
Sch denke an manche Fahrt auch in deutſchen Gauen zurüd>. 
Wie lernt man den Charakter der Landſchaften und ihrer Kulturen 
aus der BVogelſchau ſo gut kennen, wie wird einem Art und Weſen 
der verſchiedenen Stämme bei den Landungen in Oft und Weſt 
und Nord und Süd ſo vertraut ! Und nie iſt eine Fahrt-wie die andere ! 
Wer hundert Luſftreiſen hinter ſich hat, dem erſchließt die hundert-
	        
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