38 Im Freiballon.
Genaue Berſuche haben ergeben, daß, wenn das Gas in der gelben
Hülle bereits 40 Grad zählt, das Gas in der ſilbergrauen erſt auf
31,5 ſteht, und das bedeutet natürlich längere Fahrtdauer, da in-
folge der niedrigeren Temperatur das Gas ſich nicht ſo ausdehnt
und alſo auch weniger austritt. Alles das gilt für Freiballone und
Prallſchiffe. Fn ſtarren Luftſchiffen, deren Gerüſt mit einer
die Sonnenſtrahlen abhaltenden Leinewandhülle überzogen ift,
werden die Gasballone, die innerhalb des Gerüſtes liegen, am
beſten aus Goldſchlägerhaut angefertigt. Fhre Wetterbeſtändigkeit
wird da, weil ſie geſchützt iſt, nicht auf die Probe geſtellt, und außer-
dem gewährt fie den Vorteil, nicht jo fehr der Neibungselektrizität
unterworfen zu fein, wie die Gummiftoffe, die dazu beſonders
neigen und Gasentzündung ſchon beim Füllen eines Balions
(„Schwaben“ !) verurſachen können. Die neuen Beppelinfchiffe be-
fommen daher fämtlich eine Goldfchlägerhaut. Für Ballonftoff ift
Deutſchland Weltlieferant; ſogar alle franzöſiſchen Luftſchiffe und
Flugzeuge ſind mit ihm überſpannt. Für die größten Prall-Luftſchiffe
bei uns wird er ſo ſtark hergeſtellt, daß kein Athlet ihn zerreißen
kann. Erſt unter der Zerplazmaſchine, die ſeine Haltbarkeit prüft,
fommt er zum Berften, wenn die nötige Anzahl von Prud-
atmofphären auf ihn losgelaffen wird. Der deutſche Gordon-
Bennet-Ballon von 1910, der aus Metzeler -Ballonſtoff her-
geſtellt war, lag monatelang in Eis und Schnee und
SturmimUNrwald und war trozdem, als er nachher geborgen
wurde, unverſehrt und ſofort zu verwenden. Ein Freiballon, der
da als luftig-zartes Gebilde vor unſeren Augen am Himmel ſchwebt,
iſt alſo in Wahrheit ein ſehr durabler Geſelle; auch in dieſer Be-
ziehung können die Ängſtlichen ſich beruhigen.
Und -trohdem altert auch. er. Etwa 140 Fahrten
gelten als äußerfte Grenze der Gebrauds-
fähigkeit. Für gewöhnlich bringt es ein Ballon auf nicht
mehr wie achtzig. Dann ſieht er manchmal ſchon „geflidt wie ein
Korpsſtudent“ aus. Der Gummi wird ſchlecht, die Baumwolle
dünn. Schneller als in neuen Ballonen diffundiert das Gas, ſo
daß man fortgefegt Ballaſt werfen muß, wenn auch vielleicht nur
löffelweiſe. Daher ſind die Fahrten auch ſo teuer; die Vereine,
die für einen neuen Ballon jedesmal rund 6000 Mark Anſchaffungs-
toſten haben, müſſen natürlih für Amortiſation, für Abſchreibung