Full text: Luftfahrten im Frieden und im Kriege

    
  
  
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Zwei Tage über und in Ungarn. 
  
  
machen ſie uns darauf aufmerkſam, daß die beiden Gendarmen, 
die unſere Perſonalien zum Bericht an den Herrn Obergeſpan 
aufnehmen, nicht nur mit aufgepflanztem Bajonett, ſondern ſtets 
auch mit geladenem, ſchußfertigem Gewehr im Dienſt ſind, aber 
es weht auch richtiger nationaler Stolz durch ihre Reden. Sie 
ſind gut deutſ<<, aber niht [hwarz-gelb; Öfter- 
reich ift ein Nachbarſtaat, ein ſiameſiſher Zwilling Ungarns, hat 
aber nur wenige Organe mit ihm gemeinſam. 
Am nächſten Worgen geht's in toller Fahrt in offenem Wagen 
zum Bahnhof, ſo daß die naſſe ungariſche Erde uns wie mit Peitſchen- 
hieben anſprikt. Über Temesvar kommen wir gegen Abend 
in Ofen-Pe ſt an, immer noch mit ſehr fragwürdigem Äußeren. 
Die Leit tummens aus Amerita! mem dex 
Hotelportier zum Oberkellner mit einem Bli>k auf den unförm- 
lihen umfchnürten Schlafſa>, und weiſt uns wahre Löcher drüben 
über dem Hofe an. Auf unſeren entrüſteten Einſpruch {haut man 
ſih uns näher an. „Ah, aus Berlin fan’s? DoſeinKollegen 
von Jhne do, Preisringer.“ Nachdem wir auch dieſe 
athletiſche Kollegenſchaft lachend abgelehnt, erkennt der Ober- 
kellner endlih an meiner Mübe das Abzeichen des Kaiſerlichen 
Aeroklubs, und nun ſind wir natürlich ſofort gut untergebracht 
und haben nicht zu klagen. 
Nach einer Generalreinigung fahren wir zum Eſſen in die 
Stadt, in ein weltſtädtiſhes Reſtaurant, das den Vergleich mit 
denen in Paris und Berlin wohl aushalten kann, und ungariſcher 
Schampus — im Geſchma> an Aſti ſpumante erinnernd — wird 
aufgefahren, den einer von uns in einer Wette verloren hat. Wir 
hatten tags zuvor im Ballon vom Bombenwerfen aus Flugzeugen 
und Luftſchiffen geſprochen. Fch meinte, [hießen könne man 
wohl, aber Fallgeſchoſſe ohne Zielapparat nach bloßer 
Schäßung geworfen träfen fo gut wie nie. Was? Träfen ſo 
gut wie nie? Das wollen wir doh mal ſehen! Die Wette wird 
durchgeſchlagen, und kurz vor der Überquerung der Donau, die 
dort immerhin ihre 600 Meter breit iſt, alſo ein bequemes Ziel 
bietet, eine Apfelſine hinuntergeworfen und durchs Glas verfolgt. 
Sie landet — 1600 Meter jenſeits des Fluſſes! 
So am Abend, wenn man durch Ofen-Peſt ſchlendert, ſcheint 
einem die Stadt nur aus Kaffeehäuſern zu beſtehen. Wir gehen 
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
   
  
  
  
    
  
  
 
	        
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