66 Im Freiballon.
diſchen Karten werden hervorgeſucht. Beim Kartenwechſel,
der bei den völlig verſchiedenen Syſtemen das Hineinfinden nicht
immer leicht macht, ſuchen wir zunächſt einen Ort, nah dem wir
uns noch auf der deutſchen Karte orientiert haben, in dem „Plaats-
namenregiſter met aanwijzing in welk vak dezelve op de faart poor-
fomt“ auf und haben dann den Anſchluß. Nun können wir be-
ruhigt weiter gondeln, jeßt geht es auf keinen Fall unverſehens
ins Aaſſe hinein, denn die Gemeindekarte dient uns als Führer.
Schon nimmt die Zahl der Waſſerläufe unter uns zu, wir
nähern uns an der Alten Jjſſel entlang deren Einmündung in die
Ziſſel. Fett ſieht die Sache ſchon einigermaßen „holländiſch“ aus.
Sanz wunderhbübjhb liegt Dvesburgb da, ein
Städtchen von vielleicht 5000 Einwohnern, ſoweit ſich das aus der
BVogelſchau ſchätzen läßt. Ehemals iſt das eine Feſtung geweſen.
Man ſieht no< — jetzt ſind bewachſene Promenadenanlagen
daraus geworden — die frühere innere Umwallung und vor allem
die geometriſchen Figuren der Außenbaftionen., Dicht gedrängt
lebt innen Häuschen an Häuschen. Raum ift hier und da
Plaz für einen winzigen Hof, und gar einen Garten, der ge-
- legentlih dunkel heraufgrüßt, kann fih wohl nur ein Patrizier
leiſten. Mitten in der Stadt, links von der Hauptſtraße, erhebt
ſich eine gar nicht einmal große Kirche, aber ihr Schatten fällt
gleich ‚über eine ganze Reihe von Häuſern. Leider kann man nicht
auch Geſchichtswerke über alle möglicherweiſe in unſere Flug-
bahn geratenden Länder und Städte auf einer Ballonfahrt mit-
nehmen; aber gar zu gern wüßten wir in dieſem Augenbli>, ob
die alte Feſtung wohl auch mit Alba ihren Strauß auszufechten
hatte und welche Elendsjahre wohl über ihre Kämpfer und Beter
hinweggegangen ſein mögen. Fetßt iſt die ganze Gegend friedſam
und wohlhabend. Wir kommen auch über eine Reihe prä ch-
tiger Schlöſſer und Villen und können uns vorſtellen,
wieviel den Mynheers, denen ſie gehören, die Sumatra-Zigarren
oder der Java-Kaffee einzubringen pflegt. Eines der Schlöſſer
fällt uns beſonders auf, weil es eine ſo kurioſe Gartenarchitektur
mit riefigen Teppichbeeten hat. Es gehöre einem Grafen Bentind,
alſo feinem Raufherrn, wurde mir ſpäter erzählt, und der deutſche
Kaiſer ſei dort einmal beherbergt worden. Vielleicht bringt die
Veröffentlichung der Photographie an dieſer Stelle mir den rechten