Full text: Luftfahrten im Frieden und im Kriege

   
  
  
  
76 ; Im Sreiballon. 
  
  
von 10 800 Metern im Freiballon ſchufen! Wenn aber die Höchſt- 
leiſtung Selbſtzwe> iſt, wenn man unter. allen Umſtänden, ohne 
daß Technik oder Wiſſenſchaft oder Heer etwas davon haben, ein 
paar Meter mehr in der Höhe oder ein paar Kilometer mehr in 
der Weite mit dem Freiballon erzielen will, ſo macht man ſich um 
ſein eigenes Bergnügen oder ſeinen eigenen Ehrgeiz verdient, 
aber nicht um die Nation. | 
Fm Dftober dieſes Sahres machte der JFngenieur Hans 
Geric>e aus Berlin, ein lieber Sportskamerad und ungemein 
erfolgreicher Führer, der im vorigen Jahre den Gordon-Bennet- 
Preis für Deutſchland gewann, eine Hochfahrt mit dem aus- 
geſprochenen Zwed, den Weltrekord zu ſchlagen. Er und ſein Mit- 
fahrer ſtürzten ab und waren tot. Nach den erſten Mitteilungen 
der Unterſuchungskommiſſion, die an Ort und Stelle, in der Nähe 
von Großenhain in Sachſen, die Sache geprüft hat, wird an- 
genommen, daß auf raſender Hochfahrt einer der Luftſchiffer 
ohnmächtig geworden ſei, der andere aber, gleichfalls troß Sauer- 
ſtoffatmung benommen, den Ballon aufgeriſſen habe. „Geplaßt“ 
iſt er nicht, denn die von Meteler-München gelieferte Hülle ift 
faſt unverſehrt, nur die Reißbahn geöffnet. Fabrikant Spandow, 
der darüber dem Reichsflugverein Bericht erſtattet hat, iſt auch 
über die Vorgeſchichte der Fahrt informiert geweſen. Sie ſei 
von Geride troß aller Warnungen unternommen worden, obwohl 
er nicht einmal die richtige Art Sauerftoffapparate 
ſich beſorgt hatte, die urſprünglich verabredet waren, ſondern un- 
handlichere, die für Ballonzwede ſich nicht eignen. Und Profeſſor 
Berſon, mit Profeſſor Süring unſer erfolgreichſter wiſſenſchaft- 
licher Hochfahrer und Lehrer an der militärtechniſchen Akademie, 
hat öffentlich erklärt, Geride habe die Hochfahrt angetreten, 
ohne dazu trainiert zu fein. Das ift ein vernichten- 
des Urteil. Der Mitfahrer hatte gar erft im ganzen 4 Freiballon- 
fahrten hinter ſih. Der Aufjtieg diente keinerlei gelehrten Zwecken, 
man hatte durchaus nicht die dazu erforderlichen Apparate mit- 
genommen, auch waren weder Geride noch ſein Mitfahrer 
Metereologen oder Aſtronomen oder Balteriologen von Fach. Es 
galt ausſ\ſchließlich, den Rekord zu brechen; obwohl beide Herren 
wiſſen mußten, wie häufig man Hochfahrten erſt unternommen 
haben muß, um die Anpaſſung an die dünne Luft zu lernen, 
   
    
   
  
  
  
  
  
  
  
     
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
	        
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