Dritter Teil.
Angewandte Mechanik.
Achtzehntes Kapitel.
Die Festigkeit.
Die Festigkeitslehre zeigt, wie diejenigen Teile, aus
welchen Bau- oder Maschinenkonstruktionen zusammengesetzt
sind, zu gestalten und bezüglich ihrer Abmessungen zu be-
handeln sind, damit sie unter möglichst geringer Material-
verwendung befähigt werden, den auf sie einwirkenden
äulseren Kräften genügenden Widerstand zu leisten.
Die auf einen Körper einwirkenden äufseren Kräfte haben
das Bestreben, denselben einer Formveränderung — Ver-
längerung, Verkürzung, Biegung, Verdrehung — zu unter-
werfen. Diese Formveränderung kann bis zur Zerstörung des
Körpers — Rifls. Bruch — gesteigert werden.
Feste Körper setzen dieser Wirkung der an ihnen thätigen
äulseren Kräfte einen Widerstand entgegen, welcher, abhängig
von ihrer Beschaffenheit, gröfser oder kleiner ausfallen wird.
Die Ursache dieses Widerstandes, also die den äulseren
Kräften entgegenwirkende innere Kraft, ist die Zusammer-
hangskraft-— Kohäsionskraft — der einzelnen Körper-
teilchen untereinander, vermöge welcher dieselben jeder
Anderung ihrer gegenseitigen Lage zu widerstehen befähigt sind.
Diese zwischen den einzelnen Körperteilchen thätigen
inneren Kräfte nennt man Spannungen.
Die Zen ehe agcikiel ist auch zugleich die Ursache,
dafs eine an einem Körper erzeugte Formveränderung wieder
verschwindet, wenn die äufseren Kräfte zu wirken aufgehört
haben; die Körperteilchen kehren dann in ihre ursprüng-
liche Lage wieder zurück. Dieses Bestreben eines Körpers,