Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
118 Falck, die klinisch wichtigen Intoxikationen. 
BEHANDLUNG. 
$. 37. Vor allen Dingen entziehe man den Patienten der weiteren 
Einwirkung des Quecksilbers, indem man ihn aus den Dämpfen entfernt 
oder die merkuriellen Präparate bei Seite setzen lässt. Sodann lasse man 
ein kühlendes Regimen bei sorgfältiger Vermeidung von Erkältung ein- 
halten, indem man Wassersuppen, gekochtes Obst, Zwetschenbrühe u. 
dgl. reichen lässt und bei Stuhlverhaltung oder nicht genügender Diarrhoe 
Tamarindenmark mit pflanzensauren Salzen, Buttermilch u.a. m. einnehmen 
lässt, um die Ausscheidung des Quecksilbers durch die ersten Wege mög- 
lichst zu fördern. Nimmt das Fieber den synochalen Character an, so 
können kleine Aderlässe nothwendig werden. Bei torpidem Fieber tritt 
die Behandlung des Nervenfiebers und des Typhus ein. Treten Symptome 
von Apoplexie hervor, so ist die Behandlung nach den Regeln der The- 
rapie dieser fatalen Krankheit zu leiten. Blutungen, wenn sie nicht kritisch : 
sind, werden ihrem Character gemäss behandelt. 
b) Merkurielle Hautausschläge. (Dermatopathiae merewiales s hydrargyriales. Hydrar- 
gyria. Hydrargyrismus s. Mercurialismus cutis. Eccema mercuriale ) 
$. 38. Wie bereits oben mitgetheilt wurde, können die Hautdecken 
in unmittelbarer Berührung mit corrosiven Quecksilberpräparaten verätzt 
und in einen leidenden Zustand versetzt werden. Aber auch durch andere 
Quecksilberpräparate können die Hautdecken für sich oder im Verein mit 
anderen Organen mehr oder weniger stark erkranken, wenn Quecksilber in 
das Blut gekommen ist und von da auf die Haut zurück wirkt oder wenn 
Quecksilberpräparate ohne Verätzung in das Gewebe der Haut eindriı gen. 
In allen diesen Fällen entstehen Hautausschläge, die von der merkuriellen 
Verätzung der Haut wohl zu unterscheiden sind. Dieselben sind zuerst 
von Alley und anderen englischen Aerzten genauer situdirt worden und 
haben seit jener Zeit das Interesse aller Aerzte vielfach in Anspruch ge- 
nommen. 
SYMPTOME. 
$. 39. Nach dem Character und dem Grade der Gefährlichkeit un- 
terscheidet man drei Arten merkurieller Hautausschläge die nach Alley 
mit den Namen Hydrargyria mitis, H. febrilis und H. maligna belegt 
werden. 
1) Hydrargyria mitis. An der einen oder anderen Stelle des 
Körpers, besonders am oberen oder inneren Theile der Schenkel, am 
Scrotum, in der Inguinalgegend, am Abdomen, selten am sanzen Körper, 
bilden sich unter dem Gefühle von lebhafter Hitze und von Brennen un- 
bedeutende rösenrothe Hautausschläge, die, wie man bei guter Beleuch- 
tung, am besten aber mit einer Loupe erkennt, mit kleinen durchsichtigen 
Bläschen bedeckt sind. Letztere können aber auch deutlicher und stärker 
hervorireten, so dass die Haut an den affieirten Stellen ganz rauh sich 
anfühlt. Werden die rothen Flecken mit dem Finger gedrückt, so erlischt 
an der comprimirten Stelle die rothe Farbe des Hautausschlags, erscheint 
aber alsbald wieder, sobald der Fingerdruck nachlässt. Die affieirten Stel- 
len der Haut sind von lebhaftem Brennen und Jucken erfasst, während 
die Bläschen hervortreten, sonst aber von keiner krankhaften Empfindung 
berührt. Zuweilen kehrt indessen das brennende Jucken der Hautaus- 
schläge auch später Anfallsweise wieder. Meistens schwindet die Röthe 
der afficirten Hautdecken mit der Exfoliation der Oberhaut. Bisweilen er- 
blassen die gerötheten Stellen, ohne dass eine deutliche Abschuppung 
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