136 Falck, die klinisch wichtigen Intoxikationen.
folgt und mit der Ausscheidung des Quecksilbers aus dem Körper zu-
weilen völlig schwindet. Die Affektion ist meistens chronisch und nicht
selten mit Merkurialtremor verbunden. Um das Leiden zu beseitigen, ist
vor Allem die Merkurialkachexie zu tilgen. Ueberdauern die epileptischen
Krämpfe die Merkurialkachexie, so tritt die Behandlung der reinen Epi-
lepsie ein (vergl. Bd. IV.).
o) Merkurialzittern. (Tremor mereurialis.)
$. 76. Diese Krankheit, welche von Schönlein u. A. als Rheu-
matismus metallicus beschrieben wird, kommt am häufigsten bei Arbeitern
in Quecksilberbergwerken, bei Spiegelbelegern, Feuervergoldern, Barome-
termachern und anderen Handwerkern vor, die mit metallischem Queck-
silber zu ihun haben, und den Quecksilberdämpfen ausgesetzt sind. Aus-
serdem hat man aber auch, obwohl seltener, die Affektion nach Merku-
rialeinreibungen, und bei dem inneren Gebrauch von Quecksilberpräparaten
entstehen sehen, so dass es also irrig ist, wenn man die Genese der
Krankheit einzig und allein der Wirkung von Quecksilberdämpfen zu-
schreibt.
SYMPTOME.
$. 77. Das Leiden, welches meistens chronisch, seltener plötzlich
zum Vorschein kommt, beginnt zuweilen mit Ameisenkriechen oder Pelzig-
werden der Hände, seltener der Füsse, nicht selten mit gelindem Schmerz
in den Gelenken, besonders der Daumen, der Ellenbogen, der Knie und
Füsse, worauf Unsicherheit im Gebrauche der Hände oder anderer Glied-
massen sich einstellt. Allmälig fangen, anfangs immer bei anhaltender
Arbeit, die Hände zu zittern an, was allmälig so zunimmt, dass die lei-
denden Muskelgruppen in unablässiger, convulsivisch zitternder Bewegung
sich befinden. Von den Händen und Armen verbreitet sich das Zittern
über kurz oder lang auch auf die Füsse und Beine, sowie auf die Mus-
kulatur der Kiefer und der Zunge, ja endlich über das animalische Mus-
kelsystem, so dass der Patient, dessen Gesicht nicht selten zur Grimasse
verzerrt wird, einen höchst erbärmlichen Anblick gewährt. Infolge aller
dem Willenseinflusse entzogenen, tremulirenden Muskelbewegungen ist der
Patient ausser Stande mit Sicherheit zuzugreifen, oder die ergriffenen Ge-
genstände sicher zu handhaben, ferner ausser Stande mit Sicherheit die
Beine zu bewegen und zu gehen, endlich ausser Stande zu kauen und
sicher zu reden. Bei ausgebildetem Leiden ist der Patient unvermögend
seine Speise selber zu Munde zu führen, weil jede Bestrebung der Art
das konvulsivische Zittern steigert und die zweckmässigen Flexionen der
Arme hemmt. Erhebt sich der Patient von seinem Sitze oder seinem La-
ger, um zu gehen, so ist sein Gang äusserst schlotterig, wenn nicht völlig
unmöglich. Man sieht daher die Patienten nicht selten auf Händen und
Füssen umherkriechen. Will der Patient reden, so entsteht dureh convul-
sivische Bewegung der Zunge und der muskulösen Hilfsapparate ein mehr
oder weniger unverständliches Stottern (Psellismus merecurialis). Will
der Patient kauen, so geräth der Unterkiefer in starke, tremulirende Bewe-
gung, so dass die Zerkleinerung harter Speise völlig behindert ist. Alle
diese konvulsivischen Bewegungen des animalischen Muskelsystems wer-
den durch Gemüthsbewegungen im hohen Grade gesteigert, was um so
fataler ist, als die Patienten sich gewöhnlich in einer reizbaren, zornmü-
thigen Stimmung befinden. Dagegen wirkt die Ruhe beruhigend ein.
Legt sich der Palient den ganzen Körper stützend zu Bett, so lässt das