Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

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Bleikolik. 173 
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$. 157. Unter verschiedenen Umständen vermag die Bleikolik einige 
Tage, einige Wochen, einige Monate, ja selbst ein Jahr oder einige Jahre 
lang anzudauern. Ist die Krankheit heflig, so dass der Patient nothgedrun- 
gen seine fatale Arbeit aufgeben und nach ärztlicher Hülfe sich umthun 
muss, so geht dieselbe bei richtiger Behandlung in der Regel schon nach 
4—5 Tagen zu Ende, kann aber später inRecidiven wieder zum Vorschein 
kommen. Ist die Bleikolik von der Art, dass der Patient sich zwar der 
fernern Einwirkung des Bleis entzieht, aber die Hülfe des Arztes ver- 
schmäht , so geht die Kolik nicht selten bei langsamer, durch die Selbsi- 
hülfe des Körpers bewirkter Elimination des Giftes nach einer Dauer von 
einigen Wochen oder Monaten zu Ende. Tritt die Kolik in so gelin- 
demGrade auf, dass derPatient trotz seinerLeiden mitBleipräparaten auch 
ferner umgeht und gegen die Krankheit so gut als Nichts unternimmt, so 
kann dieselbe viele Monate und selbst Jahre bestehen und in verschiede- 
ner Weise ein Ende nehmen. 
VERLAUF UNDAUSGAENGE. 
$. 158. Im Verlaufe der Bleikolik können gewöhnlich 3 Stadien unter- 
schieden werden: einStadium invasionis v. incubationis, ein Sta- 
dium morbi und ein Stadium deerementli v. exitus. Freilich sind 
diese Stadien keineswegs so scharf markirt, als es bei den acuten Exanthemen 
und manchen andern acuten Krankheiten der Fall ist. In dem Stadium invasio- 
nis treten dieSymptome auf, welche als Vorläufer oben zur Sprache kamen 
und bei Behandlung der Bleidyskrasie und Kachexie noch ausführlicher zu 
besprechen sind. Dieses Stadium kann sich mehr oder weniger lang hinziehen. 
Mit dem Auftreten der charakteristischen Symptome der Bleikolik und na- 
mentlich des grimmenden Schmerzes beginnt das eigentliche Stadium morbi, 
aber in diesem bleibt der Complex der Krankheitserscheinungen und Lei- 
den nach Qualität und Quantität, nach Intensität und Localisirung nur sel- 
ten immer derselbe, sondern der Synmiptomencomplex der Krankheit ist 
meistens veränderlich, so dass der Patient sich bald bessert, bald wieder 
verschlimmert und zu verschiedenen Zeiten über verschiedene Leiden zu 
klagen hat. Nach kürzerer oder längerer Dauer dieses Stadiums tritt end- 
lich die Krankheit in dasStadium deeremenii, welches bald plötzlich, bald 
allmälig eingeleitet wird und die Krankheit führt alsdann zur Genesung, 
seltener zu theilweiser Genesung, am seltensten zum Tode. Geht die 
Krankheit in Genesung aus, was meistens auf dem Wege der Lysis, und 
daher meistens allmälig, jedoch zuweilen auch plötzlich geschieht, so ver- 
schwinden die Leiden entweder allmälig, oder plötzlich ‚; indem der Ko- 
likschmerz ausbleibt, der Unterleib sich relaxirt, die Stuhlentleerung sich 
wieder regelt, der Appetit sich wieder einstellt, der Puls wieder zum Nor- 
malen zurückkehrt, der Schlaf die Müdigkeit verscheucht und alle Funclio- 
nen des Körpers die frühere Energie und Kraft wieder gewinnen. Schein- 
bar in Genesung ausgegangen, kann die Krankheit, auch ohne dass .der 
Patient der Einwirkung des Bleis inzwischen sich wieder ausgesetzt hat, 
recrudeseiren und Reeidive machen und nach kürzerer oder längerer Dauer 
entweder definitiv oder auch nur scheinbar verschwinden, was den be- 
handelten Arzt begreifllich zu der grössten Auisicht und Umsicht mahnen 
muss. Geht die Krankheit in theilweise Genesung aus, was am häufig- 
sten bei den der Einwirkung des Bleis auch später wieder ausgesetzten, 
zum öfteren von derBleikolik befallenen, Bleisiechen Individuen vorkommt, 
 
	        
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