176 Falck, die klinisch wichtigen Intoxikationen.
Taylor und Meurer Blei, zuweilen in recht erheblicher Menge, darzu-
stellen. Indessen scheint aus andern Untersuchungen, die von ME&rat,
Barruel, Tanquerel, Orfila,; Chatin und Chevalier mit dem
Urin bleikranker Individuen vorgenommen wurden, klar hervorzugehen,
dass die Ausscheidung des Bleis durch die Harnwege keine permanente
ist, denn die zuletzt genannten Forscher bemühten sich zuweilen vergeb-
lich aus dem Urin Blei zu gewinnen. Aus den Lungen eines bleikranken
Hundes vermochte Meurer das Blei eben so sicher darzustellen, wie
aus der Substanz des Herzens. In dem Gehirne bleikranker Individuen
wiesen Orfila und Meurer durch geeignete Reagentien einen Bleige-
halt nach, dagegen bemühte sich Letzterer vergebens aus dem Rücken-
mark und den Rückenwirbeln eines Hundes, der der Bleikolik und den
höheren Graden der Bleikrankheit erlegen war, das Blei darzustellen. Bei
der Untersuchung von Muskelfleisch, welches von einem bleikolikkranken
Menschen genommen war, vermochte Devergie das Blei mit Bestimmt-
heit wieder zu erkennen. In dem Blute bleikranker Menschen und Thiere
wiesen Cozzi, Devergie, Meurer, Lassaigne, Ausset ebenso be-
stimmt Blei nach, wie es schon früher Tiedemann und Gmelin ge-
lungen war aus dem Blute der Milzvenen und der Mesenterialvenen eines
Hundes, der Bleizucker bekommen hatte, das Blei darzustellen. Endlich
fanden Devergie und Chatin Bleiparlikeln in den Exerementen von
bleikranken Individuen, nach welchen schon früher M£&rat und Barruel
vergeblich gesucht hatten. Geht aus dieser Zusammenstellung des that-
sächlichen Materials mit Bestimmtheit hervor, dass das Blei in.dem Kör-
per, oder bestimmter ausgedrückt, in den Organen, Secreten und Elimi-
nalionsproducten bleikranker, respective bleikolikkranker Individuen ver-
breitet ist, so fehlt es doch zur Zeit an Untersuchungen, wodurch die
quantitaliven Verhältnisse der Ausbreitung und Localisation des’ Bleis auf-
geklärt werden. Namentlich sind wir jetzt darüber noch völlig im Dun-
keln, ob das Blei, wie es den Anschein hat, in den Wandungen des
Speisecanals unter begünstigenden Umständen in grösserer Menge, als
anderwärts angehäuft wird und durch diese Localisation und Accumula-
tion besondere Leiden zur Folge hat.
URSACHEN.
$. 161. Nach den gründlichen und umfassenden Untersuchungen,
welche Tanquerel anstellte, kann es heut zu Tage nicht mehr bezwei-
felt werden, dass der charakteristische Symptomencomplex der Bleikolik
nur zu Folge der Resorption von Bleipartikeln und nicht zu Folge der
Einwirkung anderer Noxen (Verkältung, Missbrauch geistiger Getränke,
bleifreier Aepfelmost, bleifreie saure Speisen und Getränke u. s. w.) zu
Stande kommt. Wo man also den Symptomencomplex der Bleikolik mit
Bestimmtheit zu constatiren vermg, da ist man heut zu Tage auch berech-
tigt, denselben zur Resorption von Bleipartikeln in causale Beziehung zu
setzen, mag die Zuführung des Bleis offen oder heimlich, bemerkt oder
unvermerkt geschehen sein (kryptogenetische und phanerogene-
tische Bleikolik). Und in der That sind alle die verschiedenen Koli-
ken, welche früher im Gegensatze zur Metall- oder Bleikolik (Colica
metallica s. saturnina) unter dem Namen der Pflanzenkolik (Colica
vegetabilis) und insbesondere unter dem Namen der Kolik von Madrid,
von Poitou (Colica pictonum), von der Normandie, vonDevonshire,
vonIndien u.s.w. zurSprache kamen und der Bleikolik nach den Symp-
tomen, nicht aber nach den Ursachen gleichgeachtet wurden, entweder
bei einem mit der Bleikolik identischen Symptomencomplexe ebenso ge-
od
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