938 Falck, die klinisch wichtigen Intoxikationen.
oder ein Brechmitte]l eingeben. Um die nach der Tilgung und Entfernung
des Giftes restirende Entzündung der ersten Wege zu beseitigen, bringt
man den antiphlogistischen Heilapparat zur Anwendung. Ist die Intoxi-
kation weit vorgeschritten, und das Hirnleiden hervorragender, als das
Intestinalleiden, so tritt die Behandlung der Cerebrospinalaffection ein.
b) Leiden des Gehirns durch Barytsalze. (Encephalomyelopathia barytica.
Barytismus cerebrospinalis.)
$. 299. Ist durch Barytsalze eine reine Cerebrospinalaffeetion zu
Stande gekommen, so findet man die ersten Wege bei der Section ganz
unversehrt, oder unerheblich gereizt, dagegen eine bedeutende Hyperämie
in den Meningen und in der Substanz des Gehirns, zuweilen serösen Er-
guss in die Ventrikel, Blutextravasate, apoplectische Heerde, wie von
Campbell u. A. beobachtet wurde. Die Symptome der Affection sind
nahezu dieselben, wie die des gastroenteritischen Leidens, jedoch fehlen
die Symptome der Magen- und Darmläsion, als die Schmerzhaftigkeit des
Epigastriums beim Zufühlen, die erhöhte Temperatur desselben, die kolik-
arlige Gastralgie ganz und gar, während die Symptome des Hirnleidens
rasch, entschieden und vollständig eintreten. Veranlasst wird die Affee-
tion, wenn lösliche Barytsalze unmittelbar in das Blut gelangen oder von
den Schleimhäuten der ersten Wege in genügender Menge rasch und voll-
ständig resorbirt werden. Die Prognose ist bei dem in Rede stehenden
Leiden immer recht schlimm, weil der Tod meistens rascher, als bei der
Intestinalaffeetion erfolgt. Um das Leiden zu beseitigen, tilgt man zunächst
das an der Applicationsstelle etwa noch vorhandene Gift durch Glaubersalz
oder Bittersalz, oder Schwefelsäurelimonade und schreitet sodann zur Be-
handlung der Cerebrospinalaffection. Findet man die Erscheinungen dro-
hender Apoplexie oder einer starken Hirnhyperämie vor, so wirkt man
durch allgemeine oder örtliche Blutentziehungen, durch kalte Irrigationen
und Fomentationen, durch reizende Klystiere, Sinapismen u. s. w. so viel
wie möglich depletorisch, gegenreizend und ableitend. Bemerkt man an
dem Herzschlage oder an einem andern Organe deutliche Anzeichen von
Paralyse, so hat man zu überlegen, in wie weit die depletorische Behand-
lung durch eine reizende zu ersetzen Öder mit einer erregenden zu ver-
knüpfen ist und bringt eventuell schwarzen Kaffee, Kampher, Ammoniaka-
lien und andere Exeitantien in Anwendung. Gelingt es das Hirnleiden zu
beseitigen und das Leben des Patienten zu relien, so hat man durch An-
regung der Diurese das Gift sobald wie möglich aus dem Körper zu
schaffen.
G. Vergiftungen durch kaustischen Kalk. (Caleismus. Morbi ex
usu Caleis vivae.)
R. Christison, treatise on poisons, 4 ed, p. 242. — B. Orfila, trait& de Toxico-
logie, 5 ed. I: ‘p. 304. — Lion, Casper’s Wochenschrift 1844. N. 33.
$. 300. Ungelöschter, kaustischer Kalk vermag Verätzungen der Haut-
decken, der Augen und anderer nach Aussen gelegener Körpertheile, so-
wie auch Verätzung der ersten Wege zu Stande zu bringen, die allge-
sammt acut und ohne die Erscheinungen entfernter Organleiden verlaufen.
Indem wir es der Augenheilkunde überlassen, die durch Aetzkalk ver-
ursachten Ophthalmopathien *) zu schildern, behandeln wir an dieser Stelle
*) Mehrere Fälle dieser Art siehe in Journ. de Chim. med. 1853 u. 1854.
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