249 Falck, die klinisch wichtigen Intoxikalionen.
Dünndarms lassen ähnliche Veränderungen, wie die Häute des Magens
erkennen. Das in dem Herzen und in den grossen Gefässen enthaltene
Blut ist dünnflüssig und dunkel gefärbt.
SYMPTOME.
$. 312. Kaustischer Geschmack, brennender Schmerz im Munde, im
Schlunde, in der Speiseröhre und in dem Magen, convulsivischer vom
Einathmen des Ammoniakdunstes herrührender Husten, stellenweise Ab-
lösung des Epitheliums im Munde und an anderen Stellen der ersten Wege,
Constrietion des Schlundes, Uebelkeit, Würgen, zuweilen hefliges und wie-
derholtes Erbrechen von nicht selten blutigen, jedenfalls ammoniakhaltigen
Substanzen, Gastralgie und Enteralgie, grosse Empfindlichkeit des Unter-
leibs bei der leisesten Berührung, in seltenen Fällen blutige Durchfälle
sind die Erscheinungen, welche der Einverleibung des Ammoniaks zu-
nächst auf dem Fusse folgen. Durch Mitleiden entfernter Organe treten
aber auch andere nicht selten lebensgefährliche Intoxikalionssympiome
auf, die durch die Ausbreitung des Ammoniaks in dem Blute angebahnt
werden. So bemerkt man grosse Unruhe und Adynamie, anfangs einen
frequenten und vollen, später einen kleinen, ausseizenden und verschwin-
denden Puls, erschwerte Respiration, anfangs ein rolhes und aufgetriebe-
nes, später ein collabirtes und bleiches Gesicht. Während der Kopf ein-
genommen wird, springen einzelne Muskelgruppen ganz convulsivisch.
Dazu kommen grosse Kälte der Gliedmassen und der ganzen Hautdecken,
Anästhesie, Parese, tetanischer, remittirender oder intermittirender Krampf,
sowie endlich auch Paralyse. Ist die Menge des einverleiblen Giftes sehr
gross (ein bis vier Unzen Salmiakgeist) und das Erbrechen behindert, so
kann der Tod in 1-6 Stunden eintreten. Bei kleineren Mengen von Gift
und geringeren Läsionen der ersien Wege kann sich das Leiden viele
Tage hinziehen, um entweder zu einem günstigen oder zu einem ungün-
stigen Ende zu gelangen.
DIAGNOSE, PROGNOSE.
$. 313. Da das Ammoniak einen charakleristischen Geruch besitzt,
so kann die Diagnose des Gifts und der Vergiftung nur selten schwierig
sein. Die Prognose ist nur dann sehr ungünstig, wenn die consensuellen
Leiden der entfernten Organe sehr ausgebildet erscheinen.
BEHANDLUNG.
$. 314. Ist die Menge des verschluckten Giftes sehr gross, und das
Erbrechen mangelhaft, so fördert man durch Kitzeln des Zäpfehens mit
einer Federfahne oder durch Darreichung von Brechmitteln das Erbrechen.
Sodann sucht man das im Magen restirende Gift durch verdünnten Essig
oder Citronensalt zu neutralisiren, was nach dem Verschlucken von klei-
neren Mengen des Giftes immer sofort, ohne vorausgegebene Brechmittel,
geschehen darf. Bieten die ersien Wege die Zeichen von Verätzung oder
Entzündung dar, so bringt man antiphlogistische und einhüllende Mittel
zur Anwendung. Gegen die telanischen Krämpfe kann vielleicht die Chlo-
roforminhalalion zweckmässig verwendet werden. Bestehen andere Leiden
der entfernten Organe, so dürften dieselben vielleicht durch Säuren (Essig-
säure, Citronensäure, Benzoesäure), die man in Form von Klystieren ap-
plieirt, zu bekämpfen sein.
K. Vergiftungen durch Schwefelalkalimetalle. (Hepatismus. Morbi
ex usu hepatis.)
Alph. Devergie, Medie. legale % ed. tom. Il. p. 325. — Orfila, trait& de Toxi-
col. 5 ed. 1. p. 337. — R. Christison, trealise on poisons 4 ed p. 248. —