Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

Wurstgift, 329 
bald heller, bald dunkler, und mit petechienarligen Sugillaiionen und zu- 
weilen selbst mit blutigem Schleime bedekt. Die Meningen des Gehirns 
sind meistens blutreich. Die Substanz des Gehirns ist bald normal, bald 
mit vielem Blute erfüllt, bald eher blutarm. Die Plexus choreoidei sind 
bald dunkel gefärbt und mit vielem Blute erfüllt, bald mehr blutleer. Die 
Ventrikel des Gehirns enthalten nur zuweilen eine seröse Flüssigkeit. 
SYMPTOME. 
$. 453. DieErscheinungen der Wurstvergiftung gestalten sich je nach 
Verschiedenheit der Dose und der Concentration des eingenommenen Gifts, 
der affieirten Organe und der Receptivität der vergifteten Personen ziem- 
lich verschieden. Bald sieht man mehr Symptome eines Cerebrospinal- 
leidens, sald mehr Symptome eines Intestinalleidens oder einer Affeclion 
der Respirationsorgane, des Circulalionsapparais und anderer Körpertheile. 
Ist es hiernach unmöglich, eine auf alle concreten Fälle von Intoxikation 
passendes Krankheitsbild zu unterwerfen, so ist es das Beste, die bei 
Wurstvergiftungen auftauchenden Symptome in mehrere Gruppen zu ord- 
nen und dabei hervorzuheben, welche davon eonstant oder sehr häufig, 
oder nur zuweilen beobachtet werden. 
Von Cerebrospinalsymptomen zeigen sich bei den Wurstvergiftungen, 
die bald kürzere bald längere Zeit nach dem Genusse der schädlichen 
Substanz aufzutauchen pflegen, fast immer Eingenommenheit des Kopfes; 
sehr häufig Schwindel und Betäubung; zuweilen mehr oder weniger be- 
deutende Schmerzen in der Stirne oder in dem Kopfe, Trockenheit und 
livide Färbung der Conjunetiva; sehr häufig Schwäche und Empfindlich- 
keit der Augen; zuweilen Schmerzhaftigkeit in den Augäpfeln, ein Gefühl 
von Härte derselben; sehr häufig Lichtscheu, Doppeltsehen, Pseudopsie, 
Chromatopsie, Erweiterung der Pupillen, zuweilen mit Erstarruug eckige 
Beschaffenheit des Pupillarrandes; zuweilen Unbequemlichkeit und Starr- 
heit der Augäpfel; fast immer Adynamie oder subparalytischer oder pa- 
ralytischer Zustand der Augenlider; zuwgilen erysipelatöse oder ödematöse 
Schwellung der Lider oder des ganzen Gesichts, vorübergehende Blind- 
heit und Öhrensausen ; sehr häufig Blässe des Gesichts ; fast immer zu- 
nehmende Schwäche und Adynämie des Körpers, zuweilen von solcher 
Stärke, dass der Patient nicht mehr zu gehen vermag; sehr häufig Ver- 
lust des Gefühls in den Fingerspitzen, Gefühle von Taubheit und Ein- 
geschlafenheit der Glieder; zuweilen Gefühle von Formication und Lau- 
fen in dem Rücken und in den Gliedern, oder mehr weniger bedeu- 
tende Arthralgie; häufig endlich unruhiger Schlaf oder zuweilen Schlaflo- 
sigkeit oder soporöse Schläfrigkeit. Von Symptomen eines Leidens der er- 
sten Wege findet man fast immer eine auffallende Trockenheit des Mun- 
des mit unterdrückter Speichelseeretion ; zuweilen Schwellung der Paroti- 
den; bald keinen Durst, bald gesteigerten Durst; bald eine rothe, bald 
eine braune oder gelbe oder gelbliche, oder weiss belegte, trockne 
Zunge, die zuweilen verschmälert erscheint, sich im Laufe der Krank- 
heit desquamirt und ihre Motilität mehr oder weniger auffallend ein- 
büsst; sehr häufig Schmerz und Brennen im Halse, zuweilen mit anginö- 
ser Schwellung des Zäpfehens, des Gaumens und der Mandeln, die selbst 
suppuriren können; fast immer beschwerliches Schlingen, das sich nicht 
selten zu einer completen, spasmodischen Dysphagie steigert und Er- 
stickungszufälle bei dem Verschlucken von Wasser im Gefolge hat; häufig 
Gefühle von Druck im Magen; bald guten Appetit, bald Mangel an Esslust; 
sehr häufig Uebelkeit, Würgen, Erbrechen, starkes Aufstossen, mehr oder 
weniger bedeutenden Leisschmerz, hartnäckige, lang anhaltende Stuhlver- 
 
	        
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