Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

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Thier - Contagien. 339 
Relativ am längsten scheint diess noch bei der Vogelmilbe (Dermanys- 
sus avium) vorzukommen *), und von der Haarsackmilbe (Acarus 
folliculorum) des Menschen glaubt wenigstens Gruby eine dauernde 
Uebertragung auf den Hund zu Stande gebracht zu haben, eine Beo- 
bachtung, die nicht ganz sicher ist, weil auch sonst bei Hunden und 
Schaafen Haarsackmilben vorzukommen scheinen. Von der Krätzmilbe 
(Acarus scabiei, Sarcoptes) weiss man, dass sie sowohl beim Menschen, 
als bei fast allen Hausthieren und auch bei wilden Thieren (Gemse, Fuchs 
u. a.) vorkommt und die Ursache der Krätze oder Räude ist. Allein so- 
wohl der Mensch, als wie es scheint, fast jedes dieser Thiere hat seine 
besondere Species von Krätzmilbe, und wenn es auch von mehreren 
derselben feststeht, dass sie auf andere Thiere übertragen werden und bei 
ihnen krankhafte Erscheinungen hervorrufen können, so entbehren diese 
doch mehr oder weniger der Dauer und Fortpflanzungsfähig ‚keit, welche 
die ihnen eigenthüml liche Art der Krätze oder Räude besitzt. Die Naiur 
des Parasilismus bedingt auch eine gewisse Beschränkung des Wohnortes 
(Bd. I. Abschn. II. &. 90), und wenn ein Parasit von seinem natürlichen 
Wohnsitze auf einen anderen, ihm nicht natürlichen gelangt, so kann er 
hier immer noch schädlich wirken, aber er verhält sich, wie ein Thier 
in der Fremde. Es gibt viele Milben, welche überhaupt nicht parasi- 
tisch leben, und doch lässt sich die Möglichkeit nicht ableugnen, dass 
sie unter Umständen auf den Menschen oder auf Thiere gelangen und hier 
als krankhafte Reize wirken können. So scheint mir die von Hessling 
(Münch. illustr. Zeit. 1852. Heft 5. Taf. XI. Fig. 2) aus einem Weichsel- 
zopfe beschriebene Milbe identisch mit einem Acarus, den ich ziemlich 
häufig an Blumentöpfen finde. 
Auch von den Flöhen und Läusen ist es sicher, dass sie von 
einem Thier auf das andere übergehen können, und die Hundeflöhe sind 
olt genug Erreger von allerlei unangenehmen Empfindungen. Allein auch 
sie sind. nur vorübergehende Gäste und nicht dauernde Bewohner der 
fremden T Thiergattung; niemals hat man gesehen, dass sie sich auf die 
Dauer auf einem fremden Körper erhalten hätten, 
Von den Entozoen habe ich schon an einem früheren Orte (Bd. I. 
Abschn. IIL) gezeigt, dass ihre Wohnplätze ziemlich abgegrenzt sind. 
Freilich ist gegen die zu grosse Ausdehnung dieses Salzes in der letzten 
Zeit Siebold | (Ueber die Band- und Blasenwürmer Do UL BEE 
über die Entstehung der Eingeweidewürmer. Leipz. 1854. S. 98) aufge- 
ireten, indem er aus den Scolices von Cysticercus pisiformis, tenuicollis, 
cellulosae und Coenurus cerebralis Bandwürmer hervorgehen lässt, welche 
sowohl mit Taenia serrata, als mit Taenia Solium übereinsiimmen, und in- 
dem er nicht bloss die specifische Verschiedenheit von Taenia serrata des 
Hundes und Taenia Solium des Menschen, sondern auch die Artberechti- 
gung mehrerer Taenien des Wolfes, Fuchses, Marders und Ilisses in Frage 
stell. Sollte sich diese Ansicht des berühmten Zoologen bestläligen, so 
würde damit dargethan sein, einen wie grossen Einfluss der Wohnort al- 
lein auf die Hervorbringung gewisser Racenverschiedenheiten. besilzt, in- 
dess muss eine weitere Feststellung noch abgewarlet werden, indem nach 
Versuchen, die Küchenmeister ®), sowohl für sich, afs mit Haubner 
angestellt hat, weder die Fütterung der Schaafe mit Taenia serrata, noch mit 
der aus dem Cysticereus tenuicollis gezogenen Taenia den Coenurus erzeugt, 
  
*) Vgl. G. Simon die Hautkrankheiten. Berlin 1851. S. 3%. 
**) Nach einer brieflichen Mittheilung. 
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