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Wuthkrankheit beim Menschen. 373
gen hervorriefen. ZumTheil erklärt sich diese Verschiedenheit wohl aus der
grösseren Schwierigkeit , die Epiglottis gegen das Eindringen von Flüs-
sigkeiten zu schülzen, wie schon Mead*) ausgeführt hat; zum Theil viel-
leicht auch aus der allseitigen Berührung der Oberflächen durch die ein-
dringende Flüssigkeit.
Die Qual, welche die Kranken durch diese Dyskatapose erleiden, ist
um so grösser, als sie meist den heftigsten Durst haben und Viele den
glühendsten Wunsch hegen, sich etwas erfrischen zu können. Allein jeder
neue Versuch steigert ihre Besorgniss vor dem Misslingen des folgenden,
so dass schon die Berührung der Lippen oder der Zunge mit der Flüs-
sigkeit, der Anblick des Getränks, ja die blosse Aufforderung zum Trinken
oder die Erinnerung daran die heftigsten Anfälle hervorrufen. In dem letz-
teren Falle ist auch jede andere Berührung des Körpers mit Wasser uner-
träglich, während Andere dieselbe ohne Mühe ertragen, ja sogar ein Bad
ohne Widerstreben annehmen.
Diese Hyperästhesie erstreckt sich auch auf andere sensitive Nerven.
Manche Kranke können den Geruch von Wasser nicht ertragen; andere
unterscheiden mit seltener Feinheit, sowohl durch den Geruch, als durch
das Gehör, und gewisse Gehörseindrücke, ja selbst jedes Geräusch erzeugt
ihnen neue Convulsionen. Auch die Augen sind bei Einzelnen gegen
Licht, grelle Farben, glänzende Gegenstände u. s. w. äusserst empfindlich.
Manchmal erregt die blosse Berührung des Körpers, das Fühlen des Pul-
ses, das Auflegen von Verbandstücken, die Application eines Klystiers,
das Anspritzen von Wasser oder Urin, das Anwehen der Luft, die Oeff-
nung einer Thür, das Lüften der Bettdecke, selbst das Sprechen in gros-
ser Nähe die hefligsten Krampfanfälle. Sogar starke Inspirationen können
dieselben hervorrufen (Youatt), so dass die Kranken sorgfältig vermei-
den, tief Athem zu holen (Bright). Ein Kranker bat im August, dass
man das Zimmer heizen möge, damit ihm das Athmen leichter werde.
(Astfalck.)
Gleichzeitig ist die Phantasie geschäflig, dem Kranken neue Schreck-
bilder zu erzeugen und zuweilen steigern sich diese zu wirklichen Hallu-
cinationen, ja selbst Delirien. Insbesondere während des kurzen und un-
ruhigen Schlafes kommen schreckhafte Träume, aus denen der Kranke
jäh emporfährt, um sich wachend in dieselben zu verliefen. Ist der An-
fall vorüber oder wird der Kranke aus seiner Phantasie aufgeweckt, so
zeigt er sich meist mit Bewusstsein, aber die innere Angst treibt ihn als-
bald zu neuen Phantasmen. Manche fürchten sich vor ihren besten Freun-
den; anderen erregt der Anblick eines fremden Gesichts, das Hören einer
*) Diffieilius liquida quam solida deglutitiuntur, quia instrumenta deglutitionis, quae
sunt potissimum posterior pars linguae , posterior pars palali, superior oesophagj,
melius solida corpora quam fluida amplexa unitis viribus potentius premunt. Epi-
glotlis eliam, quam accurate oportet deprimi, potenlius a solido corpore quam a
fluido premitur. Unita ergo istarum vi convulsionibus sufllaminata, pars fluidi
irreptabit in asperam arteriam, ut extemplo suffocatio sequatur (II. p. 111). Es
ist freilich unrichtig, dass die Epiglottis durch dieBissen heruntergedrückt wird, da
diess vielmehr durch das Heben des Kehlkopfs (zugleich mit dem Schlundkopfe)
und das Andrängen gegen die Zungenwurzeln geschieht. Ist aber der Mund, wie
beim Trinken , nicht geschlossen, so verschluckt man sich ungleich leichter, weil
die Muskeln dann keinen so festen Stützpunkt am Unterkiefer haben (Rudolphi
Physiol. I. 2. S. 80). Ist der Kehlkopf auf andere Weise z. B. durch Ulceration
zum Schluss ungeignet, so können Erscheinungen eintreten, welche mit der Was-
serscheu eine äussere Achnlichkeit haben.