Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

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Wuthkrankheit beim Menschen. 377 
Theil die Nerven, welche von der Bissstelle ausgingen (Wagner von 
Wien), zum Theil der Vagus und Hals-Sympathieus, an denen man be- 
sondere Rölhungen nachwies. Krukenberg (Horns Archiv 1817. S. 
365) konnte ausser der rosigen Imbibitionsröthe, welche der Sympathicus, 
Phrenicus und Vagus darboten, noch ausgedehnte, ponlakfarbene Blut- 
gefässe auf diesen Nerven erkennen. Froriep (Med. Zeitung des Vereins 
iür Heilk. 1836. S. 236) fand alle Nerven unversehrt, nur das 3. Cervical- 
ganglion des Sympathieus auf beiden Seiten stark dunkelroth, sehr blut- 
reich, vergrössert und fester. Astfalck erwähnt in einem Falle Hy- 
perämie und Sugillationen des Vagus. 
3) Die Mund- und Rachenhöhle mit zähem Schleime erfüllt, die Pa- 
pillen der Zunge vergrössert, die Follikel der Zungenwurzel und im Rachen 
geschwollen, der Pharynx venös hyperämisch. Uvula, Gaumen zuweilen 
etwas angeschwollen, die Speicheldrüsen fast immer ganz normal. Einige 
Beobächter geben Bläschen und Pusteln an und unter der Zunge an 
(Grant, Fuchs). Die Schleimhaut des Magens und stellenweise des 
Darms geröthet und ekchymoltisch; im Magen gewöhnlich Speisereste oder 
eine bräunliche oder schwärzliche, gallige oder blutige Flüssigkeit. Die 
grossen Unterleibsdrüsen hyperämisch. 
4) Hypostase und Oedem der hinteren Lungentheile; sehr häufig in- 
terlobuläres Emphysem der vorderen Ränder, das sich sogar in ein Paar 
Fällen auf das lockere Bindegewebe der Brust, des Halses und Unterleibes 
verbreitet halte (Trolliet, Herbst); die Bronchien und Luftwege über- 
haupt mit zähem, schaumigem Inhalt, und ihre Schleimhaut geröthet. 
3) Ausgedehnte venöse Hyperämie (Cyanose und Livores) der Ober- 
fläche des Körpers. Häufig grosse Abmagerung, nicht bloss des Fettes, 
sondern auch der Muskeln. 
$- 36. Vergleichen wir jetzt die Resultate der Beobachtungen über 
dieLyssa canina und humana, so erscheint es allerdings befremdend, dass 
man hat glauben können, zwei verschiedene Krankheiten vor sich zu ha- 
ben. Alles stimmt vielmehr für die Identität der Krankheit beim 
Hunde und beim Menschen, natürlich diejenige Verschiedenarligkeit 
der Symptome abgerechnet, welche durch die Verschiedenarligkeit der 
Organisalion selbst nothwendig bedingt ist. Allein diese Differenz ist 
keine qualitative, sondern nur eine quantitative, indem wir überall 
dieselben Symptomengruppen oder besser dieselben Organleiden antreffen, 
nur dem Grade nach verschieden sich äussernd und daher in dem Phä- 
nomenencomplex verschieden stark hervortretend. Als gemeinschaft- 
licher Mittelpunkt erscheint beim Hunde, wie beim Men- 
schen das Wuthgift, das vom Hunde auf den Menschen und vom 
Menschen wieder zurück auf den Hund übertragen werden kann und je- 
desmal seine specifische Wirksamkeit äussert. Dieses Gift, aller Wahr- 
scheinlichkeit als eine fixe Fermentsubstanz ihätig, bedingt sodann die 
eigenthümliche Narkose, welche beim Hunde, wie beim Menschen eine Reihe 
von Neurosen hervorbringt, die jedoch beim Menschen ungleich auffälli- 
ger sind, so dass die mitgetheilte Form des Menschen gerade die besten 
Aufschlüsse über die Natur der Störungen beim Thier gewährt. Ob auch 
beim Menschen das Blut der Durchgangspunkt der Erkrankung ist, hat 
man durch directe Impfversuche bis jetzt nicht erwiesen. Indess ist das 
Blut meist als dünnes, wässeriges und dunkles beschrieben, eine Schil- 
derung, mit der freilich die einzige Analyse, die wir besitzen, nicht sehr 
übereinstimmt. Ragsky (Oesterr. Jahrb. 1843. Aug.) fand nämlich in 
einem Fall 769.6 Wasser, 4.8 Faserstoff, 133.0 Hämatoglobulin, 80.2 Ei- 
  
  
  
 
	        
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