378 Virchow, Zoonosen.
weiss und 12,4 Extraclivstoffe und Salze in 1000 Theilen. Im Ganzen
‚scheint jedoch die Zusammenziehung des Gerinnsels unvollständig und die
Consisienz desselben gering zu sein.
Die eigenthümliche Art der Wirkung des Giftes steht nicht so isolirt,
wie man häufig angegeben hat. Es scheint mir, dass namentlich das
Leichengift manche analoge Erscheinung darbiete. Auch hier sehen
wir eine oft sehr geringfügige Menge von Substanz sehr mächtige Wir-
kungen ausüben, insbesondere heflige Störungen am Nervensystem mit
intermitlirendem, unregelmässigem Typus hervorbringen (Intermiltens per-
niciosa), und auch hier geschieht es nicht selten, dass das Gift läı gere
Zeit local bleibt, dass sich allerlei Anschwellungen, selbst mit pustulösen
Eruptionen und mit grosser Neigung zu recurrirenden Entzündungen bil-
den, von denen aus die Infeclion sich verbreiten kann. Noch mehr
wäre vielleicht auf das Rotzgift zu verweisen. Allein wie jedes Gift
und insbesondere wie jedes giftige Ferment seine speeifischen Eigen-
ihümlichkeiten besitzt, so ist es auch mit dem Wuthgift, und was spe-
ciell die Art seiner Einwirkung auf das Nervensystem betrifft, so stehen
ihm allerdings der Alkohol ($. 17) und das Sirychnin nahe, aber die
Mittelpunkte ihrer specifischen Wirkungen im Nervensystem stimmen nicht
mit dem Miltelpunkte der Wirkung des Wulhgiftes. Während der Alko-
hol überwiegend das Gehirn, das Sirychnin das Rückenmark trifft, so
wirkt das Wuthgift zunächst offenbar auf das verlängerte Mark, und nur wo
sich die Wirkungen dieser Gifte ausbreiten, da diffundiren sich ihre Grenzen.
$. 37. Von palhognomonischer Wichtigkeit für die Diagnose der
Lyssa ist daher hauptsächlich die Erkenntniss der gesteigerten Reizbarkeit
der Medulla oblongata ($. 23), an welche sich die drei grossen Gruppen
der hyperästhelischen, spasmodischen und psychotischen Störungen
anschliessen oder wenn man will, von welcher sie abhängen. Niemand
hat diesen Punkt so seharf in den Vordergrund gerückt, als Rombersg,
und es ist nur nöthig, die scheinbaren Differenzen der Krankheit beim
Hunde und beim Menschen daran zu messen. Die Hyperästhesie
findet sich zunächst hauptsächlich im Vagus-Gebiete und breitet sich nach
und nach auf alle peripherischen Apparate aus; die Hyperkinese ent-
wickelt sich dem entsprechend zuerst im Respiralions- und Deglulilions-
system, selbst noch im Magen und erstreckt sich erst nach und nach
auf den ganzen molorischen Apparat. Dem entsprechend ist die erste
und dominirende Psychose die Präcordialangst und mit ih-
rem Vorhandensein gesellt sich eine Reihe neuer Erscheinungen zu den
übrigen hinzu. Der Beobachter, der das Bild der Störungen aus der Ge-
sammiheit der peripherischen Leistungen zu gestalten sucht, muss daher
diese letzteren auf zwei Mittelpunkte der Bewegung zurückfüh-
ren und die directen Reflexerscheinungen, welche von der
Hyperästhesie des verlängerten Markes ausgehen, wohl
unterscheiden von den psychischen Reflexen, welche durch
die Präcordialangst vermittelt werden.
Erstere, die directen Reflexerscheinungen sind beim Hunde von un-
gleich geringerer Gewalt, als beim Menschen, offenbar weil überhaupt die
gröbere Organisation des Thieres eine gleiche Empfindlichkeit und zugleich
eine gleiche Widerstandsfähigkeit nicht begünstigt, wie sie die vollkomm-
nere Einrichtung des menschlichen Nervenapparates zulässt. Letztere, die
psychischen Reflexerscheinungen gestalten sich verschieden nach‘ der
grossen Verschiedenartigkeit der Triebe und Strebungen, sowie der Ge-
wohnheit, die Spannungen im Nervenapparat durch verschiedene Mit-
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