Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
  
  
  
408 Virchow, Zoonosen. 
im nächsten Umfange der Knoten sich äussert, wo eine intensive, zuweilen 
hämorrhagische Hyperämie der Schleimhaut besteht. Manchmal ist auch 
die letztere in grösserer Ausdehnung mehr aufgequollen, ödematös infil- 
trirt, wie gallertarlig, oder auch mehr homogen verdickt. In letzteren Stel- 
len fand ich zuweilen ein Bindegewebe mit vollständiger Knochenstructur: 
prächlige Sternzellen mit glänzender, hyaliner Zwischensubsianz. Dieser 
Nasencatarrh ist es, der "den Nasenausfluss (jetage) liefert, welcher als 
eines der constantesten Zeichen des Rotzes gilt. Der Ausfluss, anfangs 
dünn und wasserhell, wird später gewöhnlich dicker, zähe, klebrig, und 
bald mehr eitrig oder bröcklig, bald mehr röthlich, bräunlich oder grün- 
lich, und er erscheint besonders charakteristisch, wenn er, entsprechend 
einer nur einseitigen Eruption der Rotzknoten, nur aus einem Nasenloche 
hervorquillt. 
Auch in den Lymphdrüsen und der Haut sieht man höchstens eine 
oedematöse Anschwellung der Theile vorausgehen, wodurch sie ein gallert- 
arliges Aussehen annehmen, und der einzige Ort, wo etwas mehr von Ex- 
südat wahrnehmbar ist, sind die Lungen, an denen, zuweilen unter sehr 
ausgesprochener Hyperämie, sich eine Reihe von Knoten bilden, von de- 
nen ein grosser Theil peripherisch liegt und dann mit fibrinösen , pleuriti- 
schen on überdeckt ist, während "das Innere derselben den lobulären 
Hepatisationen gleicht und nur durch grössere Trockenheit, Homogeneität und 
helleres Aussehen sich davon unterscheidet. Hier kann man also allerdings 
von einer rotzigen Pneumonie sprechen, wenn auch die feinere Un- 
tersuchung ergibt, dass die abgelagerte Masse, welche die meist Erbsen- 
bis Kirschengrossen Knoten bildet, lange nicht so überwiegend aus reinem 
Exsudat besteht, als die erste Betrachtung wahrscheinlich macht. 
77. Durch ziemlich zahlreiche Untersuchungen der Rotzknoten 
habe ich die Ueberzeugung gewonnen, dass sie wesentlich aus einer 
zelligen Wucherung hervorg gehen. In ganz Jungen Knoten fand 
ich auch steis sehr junge, kleine und zarte Zellen, sowie zahlreiche freie 
Kerne; sind die Knoten grösser und älter, so finden sich auch grössere, 
sehr deutliche, kernhaltige Zellen, welche ausserordentlich dicht gedrängt 
liegen und fast die ganze Masse des Knotens ausmachen, in die ausser- 
de einzelne Faserzüge und Zwischengewebe eingchen. Offenbar ent- 
wickeln sich diese Zellen aus den präexislirenden Elementen und speciell 
an der Nasenschleimhaut aus den Bindegewebskörperchen der Schleim- 
haut und des submucösen Gewebes. Je mehr die Zahl der Zellen zu- 
nimmt, um so dichter und gelber wird der Knoten; bald gehen dann die 
älteren eine Rückbildung ein, werden zum Theil mit Fettkörnchen erfüllt, 
ihre Conturen zeigen sich weniger scharf; endlich zerfallen sie und der 
Knoten enthält hauptsächlich Zell endetritus, aus dem sich noch einzelne 
isolirte Elemente auslösen. 
Durch diesen Bildungsgang schliessen sich nun freilich die Knoten 
sehr den eigentlichen Ware an, allein an verschiedenen anderen Orten 
habe ich gezeigt, dass dieser Gang, insbesondere die Entwicklung käsiger 
Massen aus zelligen, nicht bloss dem Tuberkel, sondern auch dem Eiter, 
dem Krebs, dem Sarkom zukommt, und in der That gleichen die Zellen- 
formen des Rotzes häufig viel mehr den Formen des Eiters ‚ als denen des 
Tuberkels *). Man darf” daher der morphologischen Erscheinung keinen 
  
*) Bei der Perlsucht oder Franzosenkrankheit des Rindviehes ist die Pleura, zuweilen 
die Lunge selbst ebenfalls mit knoligen, oft polypösen Knoten besetzt, welche 
   
   
  
  
   
  
    
  
    
     
     
  
  
  
  
   
    
   
   
  
  
  
   
    
    
     
  
  
     
  
  
  
  
     
     
   
     
    
    
   
    
   
     
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