418 Virchow, Zoonosen.
bald als mehr brandige oder apoplektiforme (hämorrhagische) Heerde er- st:
scheinen. In der Leiche finden sie sich manchmal in ungeheurer Zahl te
und in der mannichfaltigsten Grösse vomkleinen, meist festen, miliaren Kno- in
ten bis zu wallnussgrossen und noch beträchtlicheren Beulen. Ich habe sie de
fast in allen Muskeln gesehen. tis
9) Die Eruption der Respirationsorgane. Ausser der rotzi- en
gen Pneumonie des Menschen, welche sich vor der der Thiere hauptsäch- Ts
lich durch die grosse Zahl und die Kleinheit der Heerde auszeichnet, fin- ei;
det sich zuweilen eine sehr ausgedehnte Eruption kleiner, miliarer Kno- ge
ten in der Schleimhaut des Larynx, der Trachea und Bronchen, ganz ana- Ve
log der Naseneruption. In dieser Form des Lungenrotzes sind dann ge- st:
wöhnlich schon früh Brusterscheinungen, Husten, Beklemmung, Rassel- pe
geräusche zugegen, doch haben dieErscheinungen, wenn nicht gleichzeitig tic
eine Pleuritis zugegen ist, nichts Charakteristisches. 1%
6) ZufälligeEruptionen finden sich ausserdem an vielen anderen €
Organen. In einem Falle: beobachtete ich eine Infiltration des Hodens, de
welche sich lange wie eine Orchitis rheumatlica darstellte; in anderen waren ja
die Nieren, die Milz, der Darm affieirt. Nicht ganz selten sind auch Affec- Mi
tionen der serösen Häute, namentlich ausser der Pleura eiterige Entzün- he
dungen der Gelenke.
$. 92. Während sich diese Ablagerungen bilden, steigert sich das di
Fieber mehr und mehr. Die Herzbewegungen werden stürmischer, aber le;
kraftloser, der Puls ist klein , steigt auf 110— 120 Schläge und darüber, N:
die Haut ist heiss, oft mit klebrigem Schweisse bedeckt, der einen eigen- SC
thümlichen, schimmeligen Geruch haben soll (Alexander, Williams, wi
Lunier). Der Kopf ist sehr eingenommen, der Kranke wird mehr und Kı
mehr soporös, Nachts, auch manchmal des Tages kommen Delirien, das Auge
ist stier, unsicher, oft verklebt, an Nase und Mund fuliginöse Belege, die
Respiration laboriös und keuchend. Gewöhnlich stellen sich später Durch-
fälle ein, die zuletzt bewusstlos abgehen; der Kranke wird mehr und £
mehr apathisch und stirbt zuletzt unter den Erscheinungen der Er- {a
Schöpfung. sa
In seltenen Fällen zieht sich dieKrankheit mehr langsam und schlei- N;
chend fort, Eruptionszeiten wechseln mit Remissionen von zuweilen sehr lie
entschiedenem Charakter und der Kranke erliegt mehr den hektischen Zu- Se
Ständen, die sich in Folge der zahlreichen Ulcerationen ausbildeten. g
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$. 93. Die Dauer der Krankheit ist sehr wechselnd. Während bi
die acutesten Fälle zuweilen schon innerhalb einer Woche, ja binnen 3 de
Tagen zum Tode führen, andere bis zu 3—4 Wochen dauern, können vc
die protrahirten einen Verlauf von vielen Monaten machen. Eine beson- £
dere Regelmässigkeit der Anfälle ist nicht zu bemerken und auch der Ver- lu
such, einen bestimmten Typus’ des Verlaufes zu ermitleln, ist vergeblich di
gewesen. hi
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8. 94. Die Diagnose der Rotzkrankheit ist in allen Fällen, wo
die Anamnese klar ist, ohne Schwierigkeit. Die Beschäftigung der Kran- w
ken deutet auf die Möglichkeit einer Infection, wo dieselbe nicht bestimmt Se
nachgewiesen werden kann, oft genug hin. Am schwierigsten ist die Er- i
kenntniss der Krankheit im Anfange. Die ersten Erscheinungen bei deutli-
cher Impfung lassen eine Verwechselung mit einfacher Infection durch Lei- h:
chengift oder andere putride Substanzen zu, indess liegt daran practisch
nicht viel. Später und namentlich in solchen Fällen, wo keine Verletzung K