Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

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Contagium oder Virus der Sypilis. 435 
giftes legte Hunter, der nur den induririen Schanker für den echten und 
wahren zu halten geneigt war. Ihm folgte Abernethy, der pseudosy- 
philitische Gesehwüre annahm, und diese Ansicht dehnten nach ihm Car: 
michael und Judd zu einer Mehrzahl von syphilitischen Giflen aus*). 
Wäre diese Ansicht gegründet, so müsste sie durch die Impfung und die 
Ansteckung bestätigt werden. Das Seeret des einfachen Schankers dürfte 
dann nur einfaches, das des phagedänischen nur ein phagedänisches, das 
des indurirten’nur ein indurirtes Geschwür erzeugen. Dem ist aber nicht 
so. Die tägliche Erfahrung lehrt, dass ein Frauenzimmer, was mehrere 
Männer ansteckt, dem Einen diese, dem Andern jene Form von Geschwür 
mittheilt. Impft man aber ein Individuum mit dem Secret aus seinen eige- 
nen Geschwüren, so nehmen die Impfstellen die Form und die Varietät 
des Geschwürs an, aus welchem der Eiter entlehnt ist. Der Eiter aus 
einfachen Genitalgeschwüren gibt ein einfaches, der aus phagedänischen 
ein phagedänisches. Es wäre daher unstatthaft, ein Individuum mit dem 
Secret aus seinem eigenen Schanker zu impfen, wenn dieser den phage- 
dänischen Charakter hat. Zu manchen Zeiten und an manchen Orten, z.B. 
in Spitälern, wo viele Wundkranke zusammenliegen,, oder wo der Spital- 
brand herrscht, nehmen die syphilitischen Geschwüre leicht den phagedä- 
nischen und gangränösen Charakter an. Einen wesentlichen Einfluss auf 
die Artung der syphilitischen Geschwüre hat die Lebensweise und Diät 
des Kranken, Missbrauch geistiger Getränke, schlechte Ernährung, Aus- 
schweifung in Venere, andere Dyskrasien, Scrophulosis, Mereurialcachexie, 
Scorbut u. Ss. w. Auch Witterung und Jahreszeit influiren vielleicht auf 
die Form und den Verlauf der syphilitischen Geschwüre. So bemerkt 
Esterle, dass im Jahr 1836 im Wiener Krankenhause die syphilitischen 
Geschwüre in.den Monaten Januar, Februar, März und April einen regen 
Heiltrieb zeigten, dagegen im Juni,. Juli und August zur Gangrän neiglen. — 
Alles das beweist, dass es nicht mehrfache, wesentlich verschiedene Schan- 
kergifte gibt, sondern dass die Modificationen der syphilitischen Geschwüre 
in Form und Arlung, sowie der darauf folgenden allgemeinen Infection 
hauptsächlich in der Individualität des Kranken und in manchen äusser- 
lichen Verhältnissen zu suchen sind. Wir sagen: hauptsächlich und an- 
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*) Als Beweis für die Existenz verschiedenarliger Schankergifte hat man auch wohl 
die Beobachtung angeführt, dass die in einem anderen Lande erworbene An- 
steckung meist intensiver wirke und gefährlichere Symptome zur Folge habe. So 
behauptet Calderini, dass die Bäuerinnen um Mailand, wenn sie von österrei- 
chischen Soldaten angesteckt wurden, an bösartigeren Zufällen litten, als wenn sie 
von eingeborenen Bauernburschen angesteckt wurden. Diese Thatsachen lassen sich 
indess auch ohne Annahme eines mehrfachen Schankergiftes erklären. Nach einem 
bekannten pathologischen Gesetz erhöht nichts die Contagienwirkung so sehr, als 
das Zusammentreffen verschiedener Racen und Nationalitäten. Dieses, in der Ge- 
schichte des gelben Fiebers, des Typhus, der Cholera, der Pest, der Blattern und 
anderer contagiöser Krankheiten vielfach bewahrheitete, Gesetz gilt auch für die 
Syphilis. Der Conflux verschiedener Nationalitäten war es wahrscheinlich, welcher 
zur Zeit des Franzosenzugs nach Neapel den schon vorhandenen Genitalgeschwü- 
ren den pernieiösen, die ganze Constitution vergiftenden, Charakter mittheilte. Eben. 
so litt die englische Armee, während des Krieges auf der Halbinsel, an den 
schlimmsten Formen der Syphilis. Dagegen scheint in manchen Fällen zwischen 
Mann und Frau, bei vorhandenem Tripper oder Schankergift, eine Art von wech- 
selseitiger Akklimatisirung stattzufinden, so dass zwischen ihnen keine Ansteckung 
zu Stande kommt, während der Ansteckungsstoff für einen Dritten, oder eine Dritte, 
bei geschlechtlichem Umgange seine Wirkung äussert. Solche Erfahrungen ma- 
chen die Liebhaber verheiratheter Frauen und die Freundinnen verheiratheter Män- 
ner nicht selten. 
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