Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

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Quecksilber-Behandlung. 481 
fünften Einreibung kein Speichelfluss eintritt. In derRegel tritt aber reich- 
liche Salivation ein, die gelinde unterhalten, acht bis vierzehn Tage, bis- 
weilen auch länger anhält und die man durch die Abführungen zu mässi- 
gen sucht. Diese Einreibungskur, wobei der Patient ebenfalls mit schwa- 
chen Fleischsuppen, mildem Getränk und wenig festen Speisen genährt 
wird, dauert gewöhnlich auch nur 28 Tage. In der Mitte der Cur kommt 
es auch häufig zu gewissermaassen kritischen Schweissen, starker Hinfällig- 
keit und Kleinmüthigkeit des Patienten; Symptome, die sich gegen das 
Ende der Cur wieder verlieren. Diese Frietionskur ist nicht so angreifend 
wie die von Louvrier und Rust und wird bei manchen Individuen, die 
nicht besonders zur Salivation neigen, ohne diese vollendet, eine Anoma- 
lie, die den gründlichen Erfolg der Cur freilich nieht ganz sicher stellt. In 
den meisten Fällen wird man aber mit dieser Cur ausreichen und nicht 
so leicht mit den lebensgefährlichen Zufällen zu kämpfen haben, die bei 
der Methode der ebengenannten Aerzte nıcht so ganz selten vorkommen. 
Eben so wenig wird man bei unserem Verfahren in den Fall kommen, 
die Kur wegen zu heftiger Wirkung abbrechen zu müssen *). 
S. 103. Wir haben uns noch einer anderen Methode bisweilen be- 
dient, wo wir nach dem Beispiel mancher Aerzte des 16. Jahrhunderts, 
gleich anfangs Abführungen zwischen die Einreibungen geschoben haben, 
um den Speichelfluss möglichst zu retardiren und zu umgehen. Diese 
Methode eignet sich aber nur für die leichteren Fälle und gibt häufig zu 
Recidiven Anlass. Man vermeidet in der That oft den Speichelfluss auf 
diese Weise, aber leicht auf Kosten der gründlichen Heilung. Indem man 
die volle Wirkung des Metalls auf den Organismus hemmt und stört, 
scheint man zugleich dessen Wirkung auf die syphilitische Dyskrasie zu 
beeinträchtigen, wie das bei der methodischen Extinktionscur der Fall ist, 
die schon bei den Vorboten des Speichelflusses den Quecksilbergebrauch 
ausselzt. 
$. 104. Bei schweren und hartnäckigen syphilitischen Hautausschlä- 
gen haben wir auch einige Mal die typischen Einreibungen der weissen 
Präecipitatsalbe in Anwendung gebracht, zu einer halben bis ganzen 
Drachme pro dosi, und sie nach und nach in alle Gliedmassen einreiben 
lassen. Sie bewirkt nicht so leicht Speichelfluss und man kann die Cur 
längere Zeit fortsetzen, versteht sich mit den Kautelen, die für die ze- 
wöhnliche Frietionscur gelten. Wir verbanden damit den inneren Gebrauch 
des Merc. gum. Pl. oder der Kalomellaxanzen. Der Erfolg war über Er- 
wartung günstig, aber unsere Erfahrung über diese Curmethode ist nicht 
gross genug, um allgemeine Regeln für die zu ihrer Anwendung geeigne- 
ten Fälle aufstellen zu können. 
105. Die Cirello’schen Einreibungen mit Sublimatsalbe (3]j auf 
die 3j Fett) in die Fusssohlen mag vielleicht bei syphilitischen Fuss- und 
Beingeschwüren nülzlich gewesen sein, desgleichen bei nicht syphililischen 
Kniegeschwülsten und Hüftweh; aber als methodische Einreibungseur ist 
sie unpraclisch und die härtesten Fusssohlen werden sich nicht lange mit 
dieser Salbe vertragen. 
Dasselbe gilt von Clare’s Calomeleinreibungen in die innere Wan- 
genfläche, Zahnfleisch und Zunge, das beste Mittel um einen unheilsamen 
  
*%), Vgl. Simon, über den Sublimat und die Inunct. Cur. Pg. 165 u. folg. 
Spec. Path. u. Therap, Bd, Il. 31 
  
  
  
  
  
 
	        
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