Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

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Quecksilber-Behandlung. 483 
entzündlichen Genitalgeschwüren, Halsschankern, Bubonenabscessen, Ho- 
dengeschwülsien und Irilis; überhaupt aber gegen die ersten, nicht zu 
tiefgewurzelten Symptome der allgemeinen Seuche, obgleich es auch letz- 
tere gründlich zu heilen vermag, wenn man es in allmählich steigenden 
Gaben bis zu anhaltendem Speichelflusse anwendet. Man kann es in Pul- 
ver- und Pillenform geben. Für gewöhnlich ziehen wir die Pillenform vor, 
weil es in dieser nicht so siark ad alvum wirkt; ausnahmsweise, bei weit- 
verbreiteien Halsgeschwüren ziehen wir die Pulverform vor, weil es so 
direet mit den Geschwüren, in Berührung kommt. Man fängt am besten 
mit 1 oder 2 Gran pro Dosi an *), die man täglich oder einen Tag um 
den anderen nehmen lässt, und kann bisweilen bis auf 8 und 10 Gran 
steigen, ehe Salivalion eintritt. Der Kolik und dem Durehfall zu begegnen 
(hut man gut eiwas Opium hinzuzuseizen, wenn man zu höheren Gaben 
steigt; auch muss man deswegen bei seinem Gebrauch alle fetten und sau- 
ren Speisen sorgfältig vermeiden lassen, 
Wir haben schon erwähnt, dass ältere Aerzte (Boerhaave, Wi- 
seman. Leclerc) das Mittel in grossen Gaben auf einmal nehmen lies- 
sen. Diese Curmethode hat Weinhold in neuerer Zeit mit einigen Mo- 
dificalionen wieder hervorgesucht und gegen eingewurzelte syphilitische 
Uebel als besonders wirksam empfohlen *). Sie ist aber mehr geeignet 
die syphilitischen Symptome zum Stillstand zu bringen und zu dämpfen als 
sründlich zu heilen, abgesehen davon, dass eine heftige Salivation dabei 
oft unvermeidlich ist. Auch Boyle und Ca riwright haben das Calomel 
  
*) Unsere gewöhnliche Formel ist: R. Calomel gr. IX, Pulv. Rad. Alth. Extr. Cieut. ana 
38. Op. puri gr.j—jj. M. £.1. art. pill. N. 36. Consp. Pulv. Rad. Alth. s, Abends mit 4 
Stück anzufangen und täglich um eine Pille zu steigen. Bei jeder folgenden An- 
ferügung der Pillen wird die Quantität des Calomel um 1 oder 2 Gran verstärkt. 
“”) Weinhold’s Kur. Abends 3 Stunden vor dem Schlafengehen erhält der Kranke 
bei leerem Magen 10 Gran Calomel mit 15 Gran Zucker, darauf zwei Tassen 
warme Fleischbrühe; nach einer halben Stunde eine zweite eben so grosse Gabe 
und wieder 2 Tassen Fleischbrühe; robuste Subjecte auch hochmals eine dritte 
Dosis von 5 Gran. Am anderen Morgen ein Paar Tassen nicht zu starken Kaffee’s, 
worauf gewöhnlich 3 bis 4 wässrige Stuhlgänge folgen; ist das nicht der Fall, so 
wird ein Pulver, aus 15 bis 20 Gran Calomel und eben so viel Tart. tartaris. ge- 
geben. Nach zwei Tagen erhält der Kranke Abends wiederum 20 bis 25 Gran 
Calomel, so wie das erste Mal, und so fort am 7, 10.. 13., 16., 19. und 22. Tage, 
so dass mit der 7. oder 8. Gabe der Beschluss gemacht wird. Bei der dritten 
und vierten Gabe haben sich die ersten Wege meist so an den Reiz des Mittels 
gewöhnt, dass man jeder Gabe 5 bis 6 Gran Jalappe zusetzen muss, um nur 
Stuhlgang zu bewirken. In der Zwischenzeit wird, von der 4. Gabe an, ein leich- 
tes Chinadecoct genommen, dabei eine kräflige Diät von Fleisch, Wein u. s. w. 
geführt, aber nur die Hälfte der sonst gewohnten Quanlität. Das Zimmer braucht 
der Kranke nur 2 bis 3 Stunden des Morgens zu hülen; bei nicht ganz schlech- 
tem Welter kanı er ausgehen und seine Geschäfie verrichten. Speichelfluss soll 
sich nur bei solchen Individuen schon nach den ersten Gaben einstellen, die schon 
viel Quecksilber gebraucht haben; bei diesen ist die Kur nicht durchzuführen. Im 
Allgemeinen fand diese Curmethode, die mannigfach gegen die Hauptregeln einer 
zweckmässigen Behandlung der Syphilis verstösst, wenig Beifall. Diejenigen Aerzte, 
welche sie versuchten , stimmten darin überein, dass sie meistens die Krankheit 
nur dämpfe. Am günstigsten spricht sich Neumann (v. Graefe’s u. v. Walther’s 
Journal Bd. II. S. 3) darüber aus. Er findet sie da angezeigt, wo ein bedeuten- 
der schneller Substanzverlust durch Fleischgesehwüre droht, am nützlichsten bei 
langwierigen syphilitischen Ophthalmien, bei enistehender Ozäna, bei Geschwüren 
des harten Gaumens. Bonorden will sie bei Halsgeschwüren, nach vorgängigem 
Gebrauch von Neutralsalzen , mit ausgezeichnetem Nutzen gebraucht haben; aber 
sie erregte Fieber und starke Salivation, 
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