Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
  
  
   
  
     
   
    
    
   
    
        
    
   
   
   
     
      
  
     
  
   
   
    
    
  
  
     
    
     
   
  
  
      
     
    
   
  
    
   
   
    
     
   
   
     
   
    
  
   
     
   
494 Simon, Syphilis. 
  
allgemeine Schwächung des Org anismus, zu späterer Hartnäckigkeit der 
syphilit itischen Dyskrasie bei. 
$S. 123. Bäder. Schwitz- und Dampfbäder sind diejenigen, welche 
schon in der ersten Zeit der Lustseuche die allgemeinste Anwendung fan- 
den, und noch in neuerer Zeit sind sie von Sanchez und Swe ar 
empfohlen worden. Letzterer behauptet, es gebe Fälle, wo warme- oder 
Dampfbäder, nebst den Gebrauch eines Sarsaparilla- oder Guajacdecoeis 
zur Heilung der Lustseuche hinreichien. In der neuesten Zeit sind die 
Dampfbäder auch vielfälig gegen syphilitische Ausschläge und Knochen- 
leiden versucht worden u gegen die, mit Mereuraleachexie complicirte, 
Syphilis gewiss nicht ohne Nutzen. Zu erwähnen sind noch die Kräuter- 
bäder, die salpeter- und salzsauren Bäder, die schonvonBoerhaave em- 
pfohlenen Weingeistdampfbäder und, um des Gegensatzes willen, zuletzt 
noch die kalten Seebäder. Zu vernachlässigen sind auch nicht die Salz- 
bäder, unter welchen Kreuznach, vermöge seines Jod- und Bromgehalts, 
vielleicht den ersten Rang einnimn At, besonders gegen Syphilıden, die einen 
flechtenarligen Charakter angenommen haben, oder wo syphilitische Affec- 
ion oder scrophulöse Complicat tion ;vorhande A ist. Bei syphil litischen Haut- 
krankheiten, Ausschlägen und Geschwüren sind solche Bäder oft gewiss wirk- 
sam, ob aber immer zum er il desKranken, ist eine andere Frage. Die dadurch 
bewirkte Abtrocknung der Ausschläge ist nicht jedesmal gleichbedeutend mit 
Heilung der Lustseuche a die dadurch oft nur auf andere Organe zurück- 
gedrängt wird und in Lungenschwindsucht und Wassersucht ausarten kann. 
Wir ha ıbe en noch ganz neuerlich durch kaltes Baden im Sommer syphili- 
lische Ausschläge verschwinden sehen; im Herbste kehrten sie, nach Auf- 
hören des Badens, vielleicht zum Glücl ke des Kranken, wieder. — Bei 
vorwaltender mereurieller Dyskrasie sind die Schwefelbäder endlich 
nicht zu vernachlässigen, und die Aachner Schw efelquellen leisten in der 
That hier oft ausgezeichnete Dienste. 
$. 124. Kaltwasserkur. In neuesier Zeit hat man auch diese 
Panacee für alle Gebrechen des Leibes und der Seele auf die Syphilis 
angewendet, besonders auf solche Fälle, wo die gewöhnlichen Kurmetho- 
den den Kranken angeblich nicht geheilt haben sollten. In derRegel sind 
das solche Bone wo Vielerlei, aber nicht auf die rechte Weise gebraucht 
worden ist und wo die Een, mehr in Folge der vielen Kuren als der 
Seuche en heruntergekommen sind. Es ist möglich , dass hier der in- 
nere und äussere Gebrauch des kalten Wassers, namentlich die kalten 
Schwitzbäder und eine damit verbundene, angemessene Diät sich heilsam 
erwiesen haben. Was aber dabei von kritischen Ausscheidungen in der 
Form von Furunkeln oder wirklichen syphilitischen Geschwüren, Wieder- 
erweckung des Speichelflusses nach ve OrBangigen Speichelkuren erzählt 
wird, gehört in das Reich der Fabeln, und diese vermeinten Krisen lassen 
sich auf ganz ungezwungene Weise durch die ganze Procedur der Was- 
serheilmethode erklären. Wir können nur soviel aus Erfahrung sagen, 
dass wirkliche, genuine Syphilis, frische oder verjährte, durch die Kalt- 
wasserkur nicht geheilt wird, wie wir das an frappanten Beispielen er- 
lebt haben.
	        
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