Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
506 Simon, Syphilis. 
dass die Eichel- und Harnröhrenmündung entblösst wird. Einigen, aber 
auch nur einigen Schutz gewährt die schnelle Beendigung des Beischlafs 
mit verdächtigen Dirnen, und dass man ihn nicht wiederholt. 
BEHANDLUNG. 
$. 147. Ist der Tripper zu Stande gekommen, so muss sich die Be- 
handlung nach den Stadien und der ganzen Artung desselben richten. 
Diese ist, den Tripper als einen, wenn auch virulenten Catarrh der Harn- 
röhre betrachtet, sehr einfach, wenn er gutarlig und die Entzündung nicht 
zu heftig ist. Im acuten Stadium reicht ein passendes antiphlogistisches 
Regim aus. Man untersagt alle reizenden, stark nährenden Speisen 
und Getränke und beschränkt den Kranken auf Pflanzeukost, magere Sup- 
pen und mildes Getränk. Zu letzterem genügt Zuckerwasser, Brodwasser, 
schwacher Thee, Orgeade, schwache Limonade. Man überschwemme 
aber auch den Magen nicht damit; die vielen laffen Getränke, die Man- 
del-, Hanf- und Leinsamenemulsionen sind grösstentheils überflüssig. Man 
lasse nur so viel trinken, dass der Urin reichlich und wässrig abgesondert 
und die entzündete Schleimhaut der Harnröhre möglichst wenig dadurch 
gereizt werde. Ausserdem muss der Kranke sich möglichst ruhig verhal- 
ten, nicht zu viel gehen, noch weniger tanzen oder reiten, oder gar den 
Beischlaf ausüben; selbst das Fahren im Wagen wird oft nicht vertragen. 
Das Anlegen eines Suspensoirs ist nicht unbedingt noihwendig, aber bei 
Denjenigen, die sich nicht ganz ruhig halten können und sich jeglichem 
Witterungswechsel aussetzen müssen, rathsam; um so mehr, wenn sie 
schon einmal an Hodenentzündung gelitten. Letztere, sowie Versetzung 
des Trippers auf den Blasenhals, wird besonders durch Erkältung herbei- 
geführt, vor welcher sich daher die Kranken besonders zu hüten haben. 
Befriedigung natürlicher Bedürfnisse auf zugigen Abtrilten, das Uriniren 
an zugigen Strassenecken muss deswegen ebenfalls gemieden werden. Zu 
letzterem ist um so eher Veranlassung, als den Patienten bei kalter Wit- 
terung häufiges Harndrängen quält, dem er weder lange widerstehen kann noch 
darf. Verstopfung muss man nieht dulden, sondern ihr durch gelinde 
Eccoprotica vorzubeugen suchen, wozu man sich desElect. lenit., des Pulv. 
Lig. compos. oder der Ag. lax. vienn. oder irgend eines anderen gelinden 
Laxans bedienen kann. Da ferner der scharfe Schleim öfter die Vorhaut 
und Eichel wundfrisst, so lasse man, auch schon um der Reinlichkeit 
willen, den Penis einigemal täglich in lauem Wasser baden. Man kann das 
ohne Gefahr thun, obgleich es Ricord für nachtheilig hält. Dagegen 
meide man kalte Bähungen , womit die Patienten oft auf eigne Hand den 
Schmerz und die Entzündung zu lindern meinen. Diese wirken oft schäd- 
lich und begünstigen Metastasen des Trippers auf die Hoden und auf die 
Blase. 
$. 148. Ist das entzündliche Stadium sehr heftig, so räth man wohl 
Blutegel an’s Perinäum zu setzen, ja selbst Aderlass bei sehr plethorischem 
Habitus. Wir gestehen, in einer vieljährigen Praxis weder von Blutegeln 
noch von Aderlass je Gebrauch gemacht zu haben, und auch Hacker 
meint, dass man sie hier zu Lande selten nöthig haben werde. Will man 
davon Gebrauch machen, so setze man sie wenigstens nie an die Vor- 
haut, den Penis oder das Serotum, weil man dadurch leicht zu Oedem, 
Infiltration, Gesehwüren oder Erysipelas Anlass gibt. Allgemeine lauwarme 
Bäder haben wir noch am nützlichsten gefunden; nur muss der Kranke 
nicht zu lange im Bade sitzen und es darf nicht zu heiss sein.
	        
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