Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

510 Simon, Syphilis. 
sänzliche Heilung längere Zeit und bei manchen Individuen zieht sich das 
indolente oder chronische Stadium des Trippers in eine unbesiegbare 
Länge. Manchmal sind die Patienten daran schuld, die kaum geheilt, Ex- 
cesse begehen und den Beischlaf foreiren; manchmal liegt es an der In- 
dividualität, manchmal endlich daran, dass man den Gebrauch des Bal- 
sams oder der Kubeben nicht lange genug fortgesetzt hat. Man muss es 
nämlich als Regel annehmen, die genannten Mittel nicht mit der Beseiti- 
gung des Ausflusses alsbald auszusetzen, sondern noch wenigstens 8 Tage 
länger damit fortzufahren, wenn auch in seltneren und schwächeren Ga- 
ben. Setzt man die Mittel zu früh aus, so kehrt der Ausfluss nach eini- 
gen Tagen wieder und man muss die Kur von Neuem anfangen. 
  
  
$. 157. Will aber der Ausfluss der inneren Mediecation nicht wei- 
chen, dann rathen wir nicht die Zeit mit anderen Mitteln zu verlieren, 
sondern die Einspritzungen zu Hülfe zu nehmen, unter denen wir die von 
Zine. sulph., Cupr. sulph., Plumb. acet., Argent. nitrie. am wirksamsteı 
gefunden haben. Die ebenfalls empfohlenen Einspritzungen von Sublimat, 
Aetzkali, Chlor, Alaun, Tannin, Jodeisen haben wir selten gebraucht, mehr- 
mals aber hartnäckige Ausflüsse, die den medicamentösen Einspritzungen 
nicht weichen wollten, mit Injectionen erst von verdünntem, dann von rei- 
nem Portwein beseitigt. Es ist begreiflich, dass man bei den Einspritzun- 
gen auf die grössere und geringere Reizbarkeit der Harnröhrenschleimhaut 
Rücksicht nehmen muss. Man wird daher immer gut thun, erst die mil- 
deren zu versuchen. Wir fangen gewöhnlich mit Plumb. acet. oder Zine. 
sulph. an und gehen erst dann zum Cupr. sulph. und Argent. nitrie. über, 
wenn jene nicht helfen wollen. Ebenso ist es rathsam die Einspritzungen, 
welcher man sich auch bediene, nicht gleich in zu eoncentrirter Auflösung 
anzuwenden; z. B. vom Plumb. acet. 5 bis 10 Gran auf die Unze Wasser, 
vom Zine. sulph. 1 bis 2 Gran, ungefähr eben so viel vom Cupr. sulph. 
und vom Arg. nitrie. Allmählich kann man die Dosis verstärken, wenn 
der Ausfluss nicht weichen will. Man wird es nie zu bereuen haben, 
diese Cautelen zu beobachten, wenn sie auch manchen Aerzten überflüs- 
sig scheinen, und man wird durch die methodisch gesteigerte Wirkung 
weiter kommen, als durch die gewaltsame und überstürzte. 
$. 158. Bisweilen will man hartnäckige Nachtripper durch Einbrin- 
gung von einfachen oder medicamentösen Bougies geheilt haben. In 
neuerer Zeit hat man sich (Ricord, Malgaigne u. A.) der sog. M£- 
ches dazu bedient, d. h. trockne oder mit adstringirenden und ätzenden 
Flüssigkeiten getränkte Baumwollendochte in die Harnröhre gebracht und 
sie längere Zeit darin liegen lassen. Dadurch werden die kranken Wände 
des Harncanals ausser Contact gehalten, das Secret kann nicht stagniren 
und die arzneilichen Stoffe, womit die Mäches getränkt sind, bleiben mit 
der Schleimhaut in andauernder Berührung. Die M&ches werden täglich 
frisch eingelegt. Ein solches Verfahren mag in der Spitalpraxis durch- 
führbar sein; in der Privatpraxis dürfte es zu umständlich und meist un- 
ausführbar sein. 
  
  
  
$. 159. Auch die Cauterisation der Harnröhre mit festem Höllenstein 
hat man als gewissermaassen letztes Mittel gegen hartnäckigen Nachtrip- 
per versucht. Sie ist aber nur dann indieirt, wenn man 'vermuihen kann, 
nach dem Schmerzgefühle des Kranken, dass nur einzelne Theile der 
Schleimhaut der Sitz des Uebels sind: die Fossa navieul. oder die Pars 
membr. und prostasi. Ist der vordere Theil der Harnröhre affieirt, so be- 
  
 
	        
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