53% Simon, Syphilis.
Wundstelle zum wirklichen Geschwür ausbildet, wirft es meist etwas harte,
zackige Ränder auf, mit einem gelblichen, speckartigen Grunde, greift schnel-
ler oder langsamer in die Breite und Tiefe um sich und richtel, sich selbst
überlassen, bisweilen grosse Verwüslungen an. Die Schanker erscheinen
bald und zwar am häufigsten, als einzelnes Geschwür, bisweilen an meh-
reren Stellen zugleich, und manchmal besetzen sie in zahlreicher Menge
den Eichelkranz und die Vorhaut besonders wenn der Kranke keine Rein-
lichkeit beobachtet. In den ersten Tagen und Wochen vergrössern sich
die Geschwüre merklich; in gewöhnlichen, milden Fällen bis zu einem
Durchmesser von 3 bis 4 Linien, stehen dann einige Zeit still und verlie-
ren, manchmal auch ohne alle innerliche und äusserliche medicamentöse
Behandlung, das virulente Gepräge. Sobald das geschieht, wird der Grund
des Geschwürs im Umfange rolh, in der Mitte bilden sich kleine rothe
Fleischwärzchen und die Ränder selbst flachen ab. Bei zweckmässiger
Behandlung und gutarligem Charakter erfolgt die Vernarbung der Schan-
ker in 14 Tagen oder 3 Wochen; bleiben sie sich selbst überlassen oder
haben sie einen sehr virulenten Charakler, werden sie phagedänisch oder
brandig, dann kann sich die Heilung bis in die sechste, achte Woche und
noch viel länger hinziehen. Manchmal wuchert der Geschwürsgrund auch,
statt zu verheilen, schwammartlig auf, besonders wenn das Geschwür sich
selbst überlassen geblieben oder mit unpassenden topischen Mitteln behan-
delt worden. In andern Fällen bilden sich während oder nach der Vernarbung
Condylome auf der Geschwürsstelle. Eine mehr oder weniger grosse, ver-
härtete Hautstelle ist die gewöhnliche Folge eines verheillen Schankers,
die entweder allmählich von selbst verschwindet, oder erst einer angemes-
senen örllichen und allgemeinen Behandlung‘ weicht. Bisweilen exulce-
rirt auch eine solche Verhärtung aufs Neue, von selbst oder durch Frielion
gereizt.
Verschiedene Form und Artung des Schankers.
$. 217. Schon im Mittelalter unterschied man, wie heutiges Tages,
leichte und gutarlige , schwere und bösartige Schankerformen. Unter letz-
teren verstand man die phagedänischen und putriden oder brandigen Geni-
talgeschwüre. Und so wie es damals keinen Normaltypus des Schanker-
geschwürs gab, sondern verschiedene Formen und Arten, so noch in un-
seren Tagen. Wollte man, wie schon fröher Hunter, später Carmi-
chael und neuerdings Ricord, nur den verlielten, ındurirten und specki-
gen Schanker für den echten und wahren erklären und die übrigen Schan-
kerformen gleichsam für unecht oder pseudosyphilitisch, so ist das
rein willkührlich und unpraktisch, da aufjede Form die charakterischen se-
eundären Symptome folgen können. Es gibt viele Varielälen oder Spielar-
ten des Schankers, genau genommen aber nur zwei Hauptformen, diese
sind:
I. Der oberflächliche, einfache Schanker, mit gerin-
ser und unmerklicher Induraltion.
I. Der sogenannte Hunlter’sche Schanker, mit ver-
tieftem, indurirtem und speckigem Grunde.
BRicord bezeichnet den phagedänischen als drilte Art und
den inflammatorischen, mit Uebergang in Brand, als die vierte.
Aber der inflammatorische sowohl als der phagedänische sind immer nur
Abartungen der beiden Grundformen , die, wie Ricord selbst zugibt, aus
verschiedenen Ursachen, die mit der specilischen Bedingung nichts zu
schaffen haben, entstehen können. Und in der That kann sowohl der ein-