>40 Simon, Syphilis.
nächst darauf an, den Kranken aus den ungünstigen äusseren Verhältnis-
sen herauszubringen, welche den phagedänischen Character hervor-
serufen haben und unterhalten. So nehmen die Geschwüre manchmal
schon einen besseren Character an, wenn man die Kranken in andere Luft
bringt, aus überfüllten Krankenstuben entfernt und sie auf eine bessere,
nahrhafte Diät setzt. Was on die örtliche Behandlung betrifft, so
soll diese nach Ricord hauptsächlich in Cauterisalion und Ueberschl lägen
von aromatischem Wein ”) bestehen. Ist aber das Gesehwür sehr irrita-
tabel, so empfiehlt er eine concentrirte Opiumsolution (Ag. Lactue. Zv)),
Extr. Op. 3j). Bei heftiger Entzündung soll man Blutegel setzen, aber in
einiger Entfernung vom Geschwür und” gleichzeitig Umschiäge aus narcoli-
schen Kräutera, aus Mehl oder Kleie mit Milch anwenden. Bei hartnäcki-
gen und um sich greifenden phagedänischen Geschwüren lässt er ein Bla-
senpflaster oder, Cantharidenpulver auf die Geschwürsfläche 24 Stunden
appliciren und dann mitt aromatischem Wein verbinden. In den schlimm-
sten Fällen greift er auch zu der Wiener Aetzpaste, worauf er denselben
Verband folgen lässt. Ueberhaupt werden ziemlich allgemein die stärksten
Caustica und selbst das Glüheisen empfohlen. Carmichael cauterisirt
das phagedänische Geschwür mit Acid. sulph. und nitrie.; in chronischen,
ı Fällen nur mit Höllenstein und verordnet dann einfachen Ver-
band von kaltem Wasser. Gehen die phagedänischen Geschwüre, was
öfter geschieht, in Brand über, dann wirkt am wohlthätigsten Oleum Te-
rebinth., Acid. pyrolign.; nach Colles Aq. nigra oder Ag. saturn. mit Opium.
Treten starke Blutungen ein, so ist Eiswasser und glühendes Eisen indieirt
oder auch Compression an der Wurzel des Gliedes. Glücklicherweise
kommen die aculen phapadänschen und gangränösen Geschwüre selten
vor, sie enden oft, trotz aller örtlicher und innerer Mitt el, mit theilweiser
oder gänzlicher Zerstörung des Penis. Man hat sich sehr zu hüten einen
solchen Ausgang durch eine zu liberale Anwendung reizender und cau-
stischer Mittel herbeizuführen. Dass diese nicht immer am rechten Orte
ine. bestätigt Rieord dadurch, dass er angibt ein langwieriges phage-
dänisches Geschwür, was allen möglichen Heilmitieln getrotzt, durch Ca-
taplasmen von Mohrrübenbr ei geheilt zu haben.
S. 235. Mit der örtlichen Behandlung der syphilitischen Genital-
geschwüre, je nach ihrem Character, muss eine zweckmässige allge-
meine verbunden werden, die in vielen Fällen sehr einfach sein und sich
mehr passiv als actliv verhalten kann. Für gewöhnlich genügt Ruhe, ho-
rizontale Lage, a Diät, Beförderung der Se- und Excretio-
nen, besonders des Stuhlgangs. Bei robusten, plethorischen Individuen
kann es nichts schaden, wenn man stärker rede salinische Purganzen
verordnet; Aderlass haben wir nie nöthig gefunden. Als das sog. simple
treatment auf kam, hat man es mit der Strenge der Diät etwas ulreraiic-
ben und die Kranken förmlich hungern lassen; davon sind wohl die mei-
sten Aerzte zurückgekommen. Eine Casteiung mag für sehr stark genährle
Individuen und bei fieberhaften, inflammatorischen Zuständen am rechten
*) Dieser wird folgendermaassen bereitet: Rp. Spec. arom. 3jv, inf. vini rubri LIb. j,
post macerationem octo dierum adde Ag. vulner. 3jj.s. Vin. aromat.
Wir gebrauchen statt des aromalischen Weins gewöhnlich ein Dec. Chin. mit
Laud. lig. “Sydenh. und Lig. Myrrh. Z. B. Rp. Dee. Chin. 2jjj (ex 3jjj parati) adde
Lig. Myırh. Laud. ana 3j. Meist setzen wir einige Gran Cupr. sulph. hinzu. Mit
diesem Topicum haben wir von jeher die meisten Genitalgeschwüre behandelt und
geheilt.