Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
  
  
548 Simon, Syphilis. 
ohne Fieber, und bleibt, nachdem er einen gewissen Umfang erreicht hat, 
Wochen- und Monate lang als verhärtete Drüsenbeule stehen. Manchmal 
kommt er, sich selbst überlassen, mit und ohne besondere Ursache, schnel- 
ler oder langsamer zur Eiterung. Bisweilen verharrt er Jahrelang unver- 
ändert in. demselben Zustande, als sog. seirrhöser Bubo. 
. 255. Der Charakter und Verlauf des Bubo hängt wesentlich mit 
dem Charakter der primären Geschwüre zusammen; je nachdem diese 
mehr entzündlich oder indolent sind, artet sich auch der Bubo mehr akut 
oder torpid und atonisch. Zum indurirten Hunter’schen Schanker ge- 
sellen sich daher auch in der Regel kleine indolente Bubonen, die wenig 
Neigung zur Suppuration zeigen. Doch tritt auch der Fall ein, dass auf 
kleine, unbedeutende, von selbst verheilende Geschwüre und Excoriationen 
ein acuter, schnell in Eiterung übergehender Bubo folgt. 
DIAGNOSE. 
S. 256. Diese ist, wo primäre Genitalgeschwüre vorhanden oder 
vorhergegangen sind, nicht zweifelhaft; dunkel nur dann, wenn ein Bubo 
ohne vorgängigen Schanker auftritt und ein verdächtiger Beischlaf abge- 
leugnet wird oder längere Zeit vorher staltgefunden hat. In solchem Falle 
entscheidet aber meist der Sitz des Bubo in der obern Drüsenreihe und 
seine Tendenz zur Eiterung, die bei Inguinalbubonen aus anderen Ursachen — 
ex causa rheumalica sive scrophulosa — nicht so stark hervortritt. Wir 
müssen gestehen, solche rheumatische und serophulöse Bubonen, ohne 
dass Syphilis mit im Spiele war, nie beobachtet zu haben. Eigentlich 
scrophulöse Bubonen kommen nur bei Kindern vor; bei Erwachsenen 
können indess syphilitische Bubonen vermöge serophulöser Constitution 
oder zweckwidriger Behandlung einen sogenannten serophulösen Charakter 
annehmen. Der scrophulöse syphiliiische Bubo, der bisweilen auch als 
Symptom der allgemeinen Infeciion vorkommt, geht leicht in Verhärtung 
über und neigt, wenn er vereitert, zu Fistelgängen. Anschwellung und 
selbst Vereiterung der Leisiendrüsen von Verletzung und Geschwüren an 
den Beinen, Füssen und Zehen treffen meist die untere Drüsenreihe und 
können, da die Ursache vorliegt, nicht leicht mit syphilitischen Bubonen 
verwechselt werden. Sind die Geschwüre an den Extremitäten syphiliti- 
schen Ursprungs, dann sind es secundäre Bubonen, d. h. Symptome der 
allgemeinen Infection. 
Eine Verwechselung mit Inguinalbrüchen oder Lumbarabscessen ist, 
bei genauer Untersuchung und Anamnese, kaum möglich, obgleich Ri- 
eord behauptet, sie komme häufig vor. Man kann sich freilich anfäng- 
lich irren, aber die Symptome und der Verlauf sind doch so verschieden, 
dass der Irrthum nicht von Dauer sein kann, ausser es müsste, was sel- 
ten der Fall ist, Bubo mit Bruch complieirt sein. Aber, und das ist uns 
selbst begegnet, man kann einen im Leistenkanal befindlichen, entzündlich 
geschwollenen Hoden bei der ersten Untersuchung für einen Bubo halten. 
Ricord gibt desshalb den Rath, man solle, ehe man einen eiternden Bubo 
einschneidet, die Hoden des Kranken zählen. So schlimm steht es nun 
freilich nicht. Der Schmerz des eingeklemmten Hodens ist so intensiver 
und beänstigender Art, dass man bald gewahr wird, man habe keinen 
wirklichen Bubo vor sich. 
URSACHEN. 
$. 257. Die meisten sich zum Schanker gesellenden Bubonen ent- 
stehen von der Resorption des syphilitischen Virus, was sich in einzelnen
	        
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