Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

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Bubonen. 553 
der Epidermis beraubte Haut eine eoncentrirte Sublimatauflösung applicirt, 
ist grausam, schmerzhaft und gibt ebenfalls nach Ricord gar nicht 
so viel glückliche Resultate , als davon gerühmt wird. Ricord, welcher 
ferner einen Unterschied macht zwischen einfach entzündlichen und 
virulenten Bubonen, will bei ersteren selbst die Resorption des schon 
gebildeten Abscesses durch Emollientia, Purganzen, Blutegel, Cataplasmen 
aus Mehl und Salmiak, essigsaurem Blei, Einreibungen grauer Mereurial- 
salbe, von Crotonöl, mässige Compression noch versucht haben. Beim 
virulenten Bubo hält er, sobald sich Eiterung gebildet, jeden Zertheilungs- 
versuch für unnütz und man soll damit keine Zeit verlieren. Abgesehen 
aber davon, dass wir:.den Unterschied zwischen dem rein inflammatori- 
schen und dem virulenten Schankerbubo für sehr problematisch halten, 
lässt sich dieser vor Eröffnung des Abscessas gar nicht conslaliren. 
$. 266. Bei indolenten Bubonen, welche die Compression nicht 
vertragen oder ihr widerstehen, wird als Beschleunigung ihres trägen Ver- 
laufs von Assalini, Kluge, Riecord, Devergie u. A. das Auflegen von 
Cantharidenpflaster empfohlen. Wenn sie gezogen, soll man nach Rieord 
die Oberhaut entfernen und graue Salbe nebst Breiumschlägen applieiren. 
Empfehlungswerther wären vielleicht noch die scharfen, mit Senf, mit 
schwarzer Seife und Zwiebeln versetzten Cataplasmen von Blancaard, 
Astruc und Kerndl. Will der indolente Bubo keinem Mittel weichen, 
dann räth Ricord die Wiener Aetzpaste an, um damit den Bubo schich- 
tenweise zu zerstören; Carmichael will sich dazu des Höllensteins be- 
dienen. Grausam und gewiss verwerflich ist die von Malgaigne vorge- 
schlagene Zerschmetterung oder Zerquetschung der Drüsen mittels eines 
Stempels oder zwischen den beiden Daumen; gelinder und weniger schäd- 
lich das Durchziehen eines Haarseils. Verwerflieh und selten anwendbar, 
selbst nach Ricord, ist dieExstirpalion der Drüsen, weil sie nicht allein 
erkrankt sind, sondern auch das umliegende Zellgewebe, und wichtige Theile 
in der Nähe liegen. 
$. 267. Wir haben schon gesagt, dass wir auch beim indolenten 
Bubo das exspectative Verfahren für das heilsamste halten, während die 
erwähnten acliven Heilmethoden allzuoft zu hartnäckigen und abgearteten 
Leistengeschwüren Anlass geben können. Der indolente Bubo verläuft ein- 
mal träge, aber gefahrlos, wenn er nicht durch gewaltsame Kunstmittel in 
seinem natürlichen Verlaufe gestört wird. Wir können und sollen nicht Alles 
mit Gewalt heilen, weil die Natur sich mit unseren Gewallmitteln oft schlecht 
verträgt und wir den daraus entspringenden Schaden nicht immer wieder 
gut machen Können. 
$. 268. Was die künstliche Oeffnung des vereiterten ‘Bubo betrifft, 
so kann diese durch den Schnitt, durch Punklion, Durchziehung eines 
Haarseils, oder durch Caustlica bewirkt werden. Für gewöhnlich, bei nicht 
zu grossen Bubonen, ist die Oeffnung mit dem Bistouri, parallel mit der 
Mittellinie des Körpers nach Rust, am angemessensien. Nur muss man, 
je nach dem Umfange des Bubo, den Schnitt nicht zu klein und nicht zu 
gross machen. Beisehr umfangreichen, allgemein fluctuirenden und schlaf- 
fen Bubonen ist die vielfache Punktion oder die Durchziehung eines Haar- 
seils vorzuziehen. Die Cauterisation mit Höllenstein, Kali causticum oder 
der Wiener Aetzpaste (Kali caust. und Calx viva ana mit Weingeist ange- 
rührt), ist nur bei durchaus messerscheuen Patienten, oder wenn die Haut- 
decken sehr dick sind, indieirt. Wir haben uns indess nur selten des 
  
 
	        
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