Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

42 Falk, die klinisch wichtigen Intoxicationen. 
  
UNI $. 83. Sind es die Venen, und in selteneren Fällen die Saugadern, rend 
Il) | welchen das Geschäft der Resorption und Fortführung der Gifte von den zureic 
| Applikationsstellen auferlegt ist, so können dieselben diese Function doch 
nur erfüllen, wenn die Gifte im flüssigen Zustande in der Nähe der ge- Be 
nannten Gefässe sich befinden und die Wandungen der Venen und Saug- günstı 
adern zu erreichen vermögen. Gegen die Richtigkeit dieses Satzes kann Verm! 
zwar eingewendet werden, dass Oesterlen*), Eberhard *), Men- die Fr 
Il sonides und Donders ** u. A. auch den Uebergang fester Substanzen Organ 
I) in das Gefässsystem behauptet haben, aber man darf auch nicht verges- welch 
IM) sen, dass andere zuverlässige Forscher, wie v. Bärensprungj7), Le- komn 
ı bert und Mialhe, B&rard, Bernard und Robintf) u. A. den Ue- beant 
I bergang von metallischem Quecksilber, von Kohle und andern unlöslichen nen ( 
Stoffen nicht zu constatiren vermochten und dass zur Entscheidung dieser 
Controverse die negativen Ergebnisse des Versuches am Ende mehr Werth Aufna 
besitzen, als die positiven. Aber auch selbst zugegeben, dass feste Par- dyskr 
tikel, wie z. B. gepulverte Holzkohle zuweilen die Wandungen des Gefäss- durch 
systems passiren, so kann dieses doch nur geschehen, indem sich die Orgar 
Partikel mit ihren scharfen Ecken und Spitzen zufällig und abnormer Weise stand! 
einen Weg in das Gefässsystem bahnen, aber es geschieht, wie Orfila}Trr) Einflu 
zeigte, durchaus nicht, wenn die unlöslichen Partikel, wie es bei dem chemi 
Lampenruss der Fall ist, der scharfen Ecken und Spitzen entbehren. Hier- stand 
nach kann man nicht umhin, den alten Lehrsatz, dass die Gifte nur im steht 
gelösten Zustande zur Resorption gelangen, auch für die Zukunft aufzu- verge 
| stellen und festzuhalten. Freilich darf man diesen Satz nicht corrumpiren, sersto 
| wie es geschehen ist, und als Bedingung der Wirkung der Gifte ihre Ap- len d 
plikation im aufgelösten Zustande verlangen. Denn in der That können den, 
auch die applieirten unlöslichen Gifte zur Wirkung gelangen, wenn sie tend 
durch die Flüssigkeiten der ersten Wege, oder durch andere thierische gas, 
Säfte aufgelöst werden. So sieht man z. B. die Erscheinungen des Plum- deren 
bismus erwachsen nicht nur, wenn lösliches essigsaures Blei in den Magen ringei 
gebracht wird, sondern auch nach der Einführung von in Wasser unlösli- rose 
chem phosphorsaurem oder kohlensaurem Bleioxyd. Wie oben bemerkt Bewo 
wurde, ist zur Resorption der Gifte ferner nöthig, dass sie die an der ter di 
Applikationsstelle vorhandenen Venen und Saugadern zu erreichen ver- Blei, 
mögen. Werden sie daran gehindert, weil vielleicht epidermoidale oder die H: 
ähnliche Gebilde die Venen und Saugadern bedecken, wie es an den un- schen 
verletzten Hautdeeken der Fall ist, so bleiben die Gifte begreiflich unwirk- Chlor 
sam, es sei denn, dass dieselben, wie es bei dem Kali, dem Jod und des E 
andern der Fall ist, sich durch Imbibition oder durch Zerstörung der epi- oder 
dermoidalen Gebilde Zutritt zu den Gefässen verschaffen. Hiernach ist fusion 
es denn auch verständlich, weshalb die Gifte bei endermatischer Applika- pyäm 
tion von Seiten der Hautdecken sich entschieden wirksam erweisen, wäh- die d 
rend dieselben nicht selten ganz unwirksam bleiben, wenn sie mit den Coagı 
unversehrten Hautdecken in Berührung gesetzt wurden. Man begreift dar- toglok 
nach ferner, weshalb bei unverletzter Haut Gifte, wie z. B. das Leichen- tion ı 
gift, das Wuthgift, oder das Kuhpockengift ganz unwirksam bleiben, wäh- 
den \ 
I *) Zeitschrift f. rationelle Mediein v. H enle und Pfeuffer. Bd. V. S. 434 etc. der & 
N *), Versuche über d. Uebergang fester Stoffe v. d. Darm und d, Haut aus in d, Säfte- oäler 
I masse des Körpers. Wadenschweil 1847. 8. z 
|! **) Zeitschr. f. rationelle Med., v.Henle u. Pfeuffer. Neue Reihe. Bd. I. S. 445— 27. Zung® 
Ya OÖ. von S 
++) Orfila Toxicologie tom. I. p. 25. Einze 
++r) Toxicologie tom. I p. 26. Werk 
  
 
	        
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