Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
558 Simon, Syphilis. 
wo sie den topischen Mitteln und Instrumenten schwerer zugänglich sind, 
wozu noch kommt, dass die Vulva dann auch gewöhnlich reichlich damit 
besetzt ist. Am misslichsten ist die Prognose, wenn Schwangere bedeu- 
tend daran leiden, weil man bei ihnen die Condylome örtlich nicht so 
energisch angreifen darf, und andrerseits sie gerade hier am stärksten 
wuchern und am schwersten zu vernichten sind. Glücklicherweise sterben 
sie oft im und nach dem Wochenbeit von selbst ab und sind dann auch 
leichter zu beseitigen. 
BEHANDLUNG. 
$. 282. Wenn es auch oft nothwendig und zweckmässig. ist innere 
Mittel zu gründlicher Tilgung der Condylome in Gebrauch zu ziehen, wozu 
wir hauptsächlich aus eigner Erfahrung den Sublimat empfehlen, oder 
auch Jodkali, wenn man Quecksilber nicht anwenden will, so. bleibt eine 
angemessene Wahl der örtlichen Zerstörungsmittel doch die Hauptsache. 
Gestielle Condylome kann man abbinden oder wegschneiden. Wir geben 
der Unterbindung, die langsamer und mehr abtödtend auf die Vegetation 
der Condylome wirkt, den Vorzug. Sind sie aber in Folge der Unterbin- 
dung abgestorben oder mit der Scheere abgetragen, so muss man den 
Grund, aus welchem sie emporgewuchert, nichtsdestoweniger stark kau- 
terisiren. 
8. 283. Bei den breiten Condylomen, wenn sie nicht eine schmale 
Wurzel haben, ist das Unterbinden theils schmerzhaft, theils unthunlich, 
das Wegschneiden gewöhnlich mit zu starker Blutung verbunden. Hier 
sind wir auf die Cauterisalion angewiesen, auf das häufige Betupfen mit 
flüssigen und festen Aetzmitteln.. Dazu sind die meisten bekannten Cau- 
stica empfohlen und angewendet worden, von denen wir nur das Arg. 
nitrie., Kali eaust., Chlorkalk und Chlornatrum, Sublimat, Kupferwasser, 
Ag. phaged., nigra, Butyr. Antim., Mineralsäuren, Sabina, Tr. Thujae, Jod- 
tinetur, Alaun, concentrirte Opiumauflösungen nennen wollen. 
$. 284. In manchen Fällen genügt die wiederholte Gauterisalion mit 
Arg. nitrie., wenn es kleine, leicht zerstörbare Feigwarzen sind. Sind sie 
stärker entwickelt und consisienier, dann ziehen wir concentrirte Sublimat- 
solution, Aq. Phaged. oder als noch wirksamer die Bepinselung mit der 
Plenk’schen Ag. caust. *) vor. Welches Aetzmittel man aber auch an- 
wende — und wir haben, bei der oft so hartnäckigen Wiederkehr der 
Condylome, viele nacheinander gebraucht — keines wird dieselben auf 
einmal gründlich tilgen. Manchmal thut man am besten sie eine Zeitlang 
sich selbst zu überlassen, so dass sie, so zu sagen, auswachsen, und sie 
dann erst wieder mit Aetzmitteln anzugreifen. Einigemal haben wir das 
bekannte Volksmittel, Bestreichen der Feigwarzen mit rohem Fleische, in 
der Art angewendet, dass wir ein Stück rohes Fleisch auf die Condylome 
aufbinden und eine Nacht liegen liessen. Wir dachten dabei, die Fäulung 
des Fleisches solle sich der afterorganischen Wucherung mittheilen; das 
geschah auch wohl, aber sie kehrten auch nach diesem Experiment wieder. 
$. 285. Bei den Condylomen, die als Symptom der conslitulionellen 
  
*) Rp. Hydrarg. mur. corr. 38—j, Camphor. 38. Spir. Vini recäif. %j. Damit betupft 
man die Condylome zwei- bis dreimal täglich und schlägt Bleiessig über. Pl. 
liess sie mit Quecksilbersalbe verbinden.
	        
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