Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

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Syphiliden. 589 
Symptome und Charakter der Syphiliden im Allgemeinen. 
8. 366. Vorboten. Bisweilen gehen dem Ausbruche der Syphiliden, 
besonders den zuerst und am frühesten auftretenden Flecke und Papeln, 
Störungen des Allgemeinbefindens: Müdigkeit, Gliederschmerzen, Halsschmer- 
zen, Fieber, Gastriecismus, überhaupt Erscheinungen voran, welche auch 
den Ausbruch anderer Exantheme verkündigen. Dies gilt aber haupt- 
sächlich nur von den frischen Fällen von Syphilis und wo ein reichlicher, 
allgemeiner Ausbruch des Exanthems erfolgt. Bei den erst später aul- 
iretenden Formen. den Pusteln, dem Ekthyma, den Tuberkeln, und wo das 
Exanthem nur an einzelnen Stellen und allmälig hervorbricht, fehlen die 
genannten Vorboten häufig. Wenn, wie das nicht selten der Fall ist, Mo- 
nate und Jahre vergehen, ehe die Syphilis sich auf der Haut manifestirt, 
so verräth sich die syph. Dyskrasie gewöhnlich durch eine merkliche Ab- 
magerung, bleiche, schmutzige oder ieterische Hautfarbe *), rheumatisches 
oder gichtisches Gliederreissen, Hemikranie oder Clavus, Verdauungsbe- 
schwerden, stinkenden Athem. Mit dem endlichen Ausbruch von Syphi- 
liden schwinden viele der genannten Symptome, deren Bedeutung oft dann 
erst erkannt wird. Ich sah eine Frau, die sieben Jahre an vermeinter 
Kopfgicht fürchterlich gelitten, als endlich syphilitische Pusteln am ganzen 
Körper hervorbrachen. 
8. 367. Die Farbe der Syphiliden ist meist kupferartig oder livide. 
Es gilt dies für ein charakteristisches Zeichen, obgleich es fehlen kann 
und nicht immer deutlich ausgeprägt ist. Es fehlt z. B., obgleich Caze- 
nave dem wiederspricht, oft bei den vesiculösen Exanthemen, die frei- 
lich im Ganzen selten sind. Ebenso bisweilen bei den pustulösen, schup- 
pigen und warzenartig sich abschuppenden Ausschlägen, worin ich Bau- 
mes aus Erfahrung beistimme. Auch Ricord erinnert, man sollte das 
Symptom der Kupferfärbung nicht überschätzen, da es auch bei nicht 
syphilitischen Hauteruptionen vorkomme. Constänter dagegen und cha- 
rakteristiisch ist die Kupferfarbe der nach den abheilenden Exanthemen 
gewöhnlich noch lange bestehenden Hautflecke; die entzündliche Röthe 
der Roseola syphilitica geht schliesslich in Kupferfarbe über. 
$. 368. Die Form der Syphiliden ist im Allgemeinen rund; so die 
Flecke, so die Ausschläge, so selbst die aus diesen sich bildenden Ge- 
schwüre. Nur, wenn Flecke und Ausschläge confluiren, bekommen sie 
oft eine unregelmässige Gestalt. Charakteristisch ist aber die Form nicht, 
weil sie auch bei sehr vielen anderen Ausschlägen vorkommt. 
$. 369. Der Sitz der Syphiliden. Sie verschonen keinen Theil des 
Körpers; aber sie haben gewisse Lieblingsstellen, und bisweilen behaften 
sie hartnäckig und vorzugsweise nur eine Körperstelle. Vorzugsweise be- 
fallen sie den Rumpf und die Extremitäten ; die Kopfhaut, das Gesicht und 
hier besonders gern die Stirn, die Nasenflügel, die Lippencommissur, das 
Kinn, die über dem Jochbogen liegende Haut, den Backenbart. Ferner die 
innere Handfläche, besonders bei Handarbeitern, die Fusssohlen, die Zwi- 
schenräume der Zehen, die Wurzel der Nägel, den Nabel, den äusseren 
Gehörgang, die vordere und hintere Seite der Ohrmuschel. Gem befallen 
  
*) Auf die ielerischen Symptome, als Vorboten ernsthafter sekundärer Syphilis hat 
neuerdings hesonders Gubler aufmerksam gemacht. (Gaz. medicale. 1854). 
  
  
  
  
 
	        
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