Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

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ders, als die sensiblen und sensoriellen und letztere anders, als die Gen- 
traltheile, welche die psychischen und Intelligenzfunetionen vermitteln. 
So erklärt es sich denn, weshalb Strychnin, Brucin und Pikrotoxin, wel- 
che die motorischen Nerven influenziren, tonische und klonische Muskel- 
krämpfe erzeugen, weshalb Digitalin, welches den Vagus reizt, Verlang- 
samung des Herzschlages zu Stande bringt, weshalb Bleiweiss und manche 
andere Metallsalze durch Paralyse motorischer Nerven Lähmung ganzer 
Muskelgruppen zu Stande bringen, weshalb Aconitin, Bleipräparate und 
manche Halide durch Berührung der sensiblen Nerven ohne Zeichen von 
Narkotismus Anästhesie der Hauldecken und anderer sensibler Theile ver- 
anlassen, weshalb Muiterkorn, Veratrin und Delphinin, welche die Em- 
pfindungsnerven berühren Ameisenkriechen, Kriebeln, Wuseln und andere 
Paraesihesien zu Wege bringen. Man begreift darnach ferner, weshalb das 
Blei, welches nach mehrfachen Analysen in die Substanz des Gehirnes 
eingeht, bald Diplopie und Blindheit, bald Ohrensausen und Taubheit, 
bald Schlaflosigkeit und psychische Verstiimmung, bald Epilepsie und vom 
Hirn ausgehende Convulsionen, bald Betäubung, Coma und Lethargie, 
bald Hallucinalionen, Verrücktheit und furibunde Delirien zu Stande bringt. 
Man versteht darnach ferner, weshalb die sogenannten Narkolica, sowie 
die Spirituosen und ähnliche Gifte, deren Eintritt in das Gehirn theils be- 
wiesen, theils wahrscheinlich gemacht ist, bald die allbekannien Erschei- 
nungen des Narkotismus, bald Hallueination, psychische Perversion, Manie 
und Delirien, bald Melancholie und Dementia, bald Epilepsie und andere 
convulsivische Erscheinungen, bald auffallende Störungen der Sinnesver- 
richtungen und der Sprache verursachen. Nichtsdestoweniger ist es bei 
dem heutigen Zustande der Nervenphysiologie und Nervenpathologie im 
einzelnen Falle zuweilen recht schwer, ja unmöglich, die beobachtete 
Funktionsstörung des Gehirnes, oder des Rückenmarks mit Bestimmtheit 
auf ein toxisches Ergriffensein bestimmter Parzellen der in Rede stehenden 
Organe zurückzuführen, was uns um so mehr anspornen muss bei vor- 
kommenden toxischen (besonders saturninen und merkuriellen) Hirn- und 
Rückenmarksleiden die anatomisch trennbaren und funktionell verschiede- 
nen Theile des Gehirnes und Rückenmarks isolirt der genauesten chemi- 
schen Analyse zu unterwerfen. 
8. 89. Werden die Gifte aus dem Blut in die, der Circulation und 
Respiration dienenden Organe der Brust eingeführt, so können dieselben 
unter günstigen Bedingungen ebensowohl durch die Luftwege zur Aus- 
scheidung gelangen, als in die Gewebe der genannten Organe eingehend 
durch toxische Alteration der Mischung und Form Funetionsstörungen und 
Störungen in der Ernährung des Herzens und der Lungen verursachen. 
Und in der That lässt sich nachweisen, dass Alkohol, Aether, Chloro- 
form, Blausäure, Koniin, Nicotin, Allylverbindungen, Kamphor, Tellur- 
präparate, Ammoniaksalze und viele andere Gifte durch die Luftwege, 
wenn auch nicht ganz, so doch zum Theil zu einer für den infieirten Or- 
ganismus meistens höchst wohlthätigen Elimination gelangen, die begreif- 
lich so lange fortdauert, als es die Function der Lungen und des Herzens 
gestattet und als noch von dem Gifte in denBlutbahnen oder in den con- 
nectirten Organen enthalten ist. Sind die Gifte aus den Gefässen in die 
Substanz des Herzens eingedrungen, so vermögen dieselben durch die 
Alterationen, welche sie mit sich bringen, sowohl die Function des Her- 
zens zu steigern oder zu schwächen, als auch grössere oder geringere 
Störung in der Ernährung des Herzens zu veranlassen. So beobachtet 
man, dass Digitalin, Delphinin, Nicotin, Blausäure und andere Gifte in 
 
	        
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