610 Simon, Syphilis.
Blasen, und dann sind sie nicht zweifelhafter Natur. Bisweilen kommen
sie aber auch bei Individuen vor, die nicht anSyphiliden gelitten, sondern
nur mit eingewurzeller syphilitischer Dyskrasis behaftet sind. In diesem
Falle entstehen sie gern aus zufälligen Verletzungen und Verwundungen
der Haut, aus Blutegelstichen, Scarificationen, Vesicatorstellen, Verbren-
nungen, Queischungen , zerkratzien Stellen u. S. w. Ihre Form ist meist
unregelmässig, nierenförmig, geschlängelt, länglich, je nach Beschaffenheit
der ursprünglichen Hautverleizung, wenn eine solche vorangegangen ist.
Ihr Grund ist gewöhnlich braunroth, bisweilen speckig; die Ränder oft ab-
geschnitten und aufgewulstet, bisweilen aber auch flach und verschwim-
mend. Sie sind, aber auch nicht immer , von einem kupferbraunen Hofe
umgeben, sondern einen grüngelblichen Eiter ab oder auch ein bluliges
Serum, bedecken sich auch manchmal, wenn sie flach sind, mit dunklen
Krusten. Die Grösse und Ausbreitung dieser Ulcerationen ist sehr wan-
delbar; sie beschränken sich bisweilen nur auf kleine Hautstrecken, manch-
mal aber, wo sie aus den Syphiliden hervorgegangen sind und ineinander
fliessen, verbreiten sie sich über grosse Hautflächen. ‚ Wie die primären
Geschwüre können sie einenphagedänischen, brandigen oder auch skirrhö-
sen Charakter ‘annehmen, und wenn sie in die Tiefe gehen, namentlich
im Gesichte, furehtbare Zerstörungen anrichten. Wenn sie sich selbst über-
lassen bleiben, wenn sie ihrer wahren Natur nach verkannt und mit un-
zweckmässigen örtlichen Mitteln behandelt werden, so nehmen sie mit der
Zeit einen krebshaften Charakter an und werden unheilbar. Das gilt be-
sonders von phagedänischen Beingeschwüren und vom Gesichtskrebs, die
häufig syphilitischen Ursprungs sind, der aber um so eher verkannt wird,
wenn sie in Folge latenter syphilitischer Dyskrasie isollrt auftreten und
frühere charakteristische secundäre Symptome längst vergessen oder auch
gar nicht vorangegangen sind. Ihre gründliche Heilung macht oft viel zu
schaffen, da sie in der Regel von eingewurzelter und verjährter syphili-
tischer Dyskrasie herrühren, und gern wieder aufbrechen, wenn mit der
örllichen nicht eine sehr energische allgemeine Behandlung verbunden
wird. Sie hinterlassen gewöhnlich unregelmässige, theils vertiefte, theils
erhabene, wulstige Narben, die noch lange Zeit kupferroth, livide oder auch
schmutzig gefärbt erscheinen.
V. Verrucae et Condylomata secundaria, Syphilides vegetantes
Alibert, Veg&tations dermiques Devergie, Schwammsyphilid
Fuchs, Schwammexanthem Dieterich, seeundäre Feigwarzen.
$. 416. Die secundären Condylome oderFeigwarzen als eine beson-
dere Gaitung syphilitischer Haulausschläge zu betrachten, wie die Bezeich-
nungen von Schwammsyphilid und Schwammexanthem andeuten , möchte
kaum gerechtfertigt werden können. Sie weichen in Form, Verlauf und
Sitz wesentlich von den eigentlichen syphilitischen Hautausschlägen ab,
neben und nach welchen sie besonders erscheinen, und nur so viel ist
wahr, dass manche Syphiliden zu Zeiten einen condylomatösen Charakter
annehmen. Das ist aber eine Ausartung von ihrem ursprünglichen We-
sen und der ihnen eigenthümlichen Form. Die Condylome , Vegetationen
oder Exerescenzen sind nämlich hauptsächlich Hyperplasien des Zellge-
webes auf den Schleimhäuten und auf ihren Uebergängen in die Epidermis;
auf letzterer bilden sie sich am liebsten da, wo diese recht zart, locker,
dünn und feucht ist, oder auch wo Frietion und starke Absonderung,
Schweiss stattfindet. Darum sieht man sie am häugsten, abgesehen von
den innern und äusseren Genitalien , so wie von den inneren Theilen der