Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

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Syphiliden. 611 
Mundhöhle, in den Mundwinkeln, in den Ohren, an den Augenlidern, un- 
ter den Achsein, an den Brustwarzen und unter den Brüsten, in der 
Kniekehle, am After, zwischen den Glutäen und den Lenden, zwischen den 
Fusszehen. Anfangs der Lusiseuche sollen sich Feigwarzen ähnliche Ex- 
crescenzen manchmal über den ganzen Körper verbreitet haben, und na- 
mentlich im Gesicht, wo sie bisweilen eine abschrecekende Grösse und 
Länge erreichten. Es können das aber auch Tuberkeln gewesen sein, die 
im ersten Decennium besonders häufig und hochaufwuchernd vorkamen 
und den harten Condylomen ähnlich und verwandt sind. 
$. 417. Die secundären Feigwarzen nehmen übrigens dieselben ver- 
schiedenartligen Formen und Beschaffenheit an, wie die primären an den 
Geschlechistheilen: als platte, feuchte, weiche und rothe Exerescenzen, als 
breite eigentliche Condylome von gelbröthlicher Farbe und derberer Tex- 
tur und endlich als grosse, weiche, mehr oder weniger roihe Auswüchse, 
die ‚oft eine grosse Aehnlichkeit mit Maul-, Erd- oder Himbeeren haben. 
Auf trockner, fester. Haut bilden sich mehr harte Condylome, auf feuchter, 
dünner und in Schleimhaut übergehender mehr schwammige Auswüchse. 
Es verwandeln sich auch die Maculae squamosae,, wenn sie eiwas erha- 
ben sind, manchmal in schwammige Exerescenzen, besonders an Stellen, 
wo die Haut gedrückt wird; dasselbe gilt von den Papeln, Pusteln und 
Tuberkeln, die unter ähnlichen Umständen, und wenn sie an feuchten 
Hauistellen sitzen, einen fungösen Charakter annehmen, oder sich in 
schwammige Geschwüre verwandeln. So kommt es denn auch, dass man 
zwischen den verschiedenen Hautausschlägen hie und da schwammige 
Auswüchse findet, als Abartung einzelner Pusteln und Knoten, be- 
sonders auf dem Rücken, zwischen den Lenden und auf den Hüf- 
ten, wo, vermöge der Körperlage, starker Druck auf die Ausschlagsstel- 
len stattfindet. Vorzugsweise neigt aber die Syphilis infantum wegen der 
dünnen und zarten Haut, und manche Syphiloide oder endemische Sy- 
philisformen (Sibbens, Yaws, Radesyge, Scherlievo) zu solchen 
fungösen Wucherungen. 
Aetiologie der Syphiliden. 
$, 418. Die nächste Ursache oder das Wesen der syphiliti- 
schen Exantheme besteht augenscheinlich in einer Entzündung des Co- 
riums; eine solche bildet wenigstens den Anfang aller Exantheme, denn 
die meisten derselben gehen aus einem ‘entzündlichen, mehr oder weni- 
ger gerötheten Hautflecke hervor. und man kann gewissermassen, wie bei 
den Menschenpocken,, so bei den syphilitischen Ausschlägen, die Flecke 
als den Prototyp derselben betrachten. Als die Seuche zuerst ausbrach, 
ging der ‚Fleck schnell in Papel, Pustel und pustulöse Geschwüre über; in 
unseren Tagen, wo das syphilitische Virus im Allgemeinen ungleich lang- 
samer und milder wirkt, bleibt es oft bei: den Fleeken und Papeln, so 
ungefähr, wie die durch die Vaceine gemilderten Menschenblattern grössten- 
theils auf dieser niedrigen Entwicklungsstufe stehen bleiben und nur aus- 
nahmsweise sich zur vereiternden Pustelform erheben. 
$. 419. Wenngleich aber die entzündliche Rölhe der Roseola und 
der Papeln ihren Sitz im Gefässnetz des Coriums haben mag, so lässt 
sich daraus doch nicht die den meisten syphililischen Hautaffectionen ei- 
genthümliche braunrothe, livide oder kupfrige Farbe erklären. Diese ei- 
genlhümliche Färbung, welche sich bei den chronisch entstehenden und 
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