Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

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Syphiliden. 624 
unterstützt wird; dies ihun sie aber auch bisweilen ohne alle Medieation. 
Nach einiger Zeit kehren sie indess in derselben oder in einer anderen 
Form wieder, oder es treten statt ihrer und auch mit ihnen Halsgeschwüre, 
Drüsengeschwülste, Irilis, Periostosen und andern Symptome der consti- 
tutionellen Seuche auf. Man vergesse nicht, dass beim ersten Ausbruch 
der Syphilis die furchtbaren pustulösen Ausschläge ebenfalls meist unter 
tieberhaften Symptomen auftraten, aber wahrlich nicht, um dadurch den 
Körper von ‘dem syphilitischen Gifte zu befreien, sondern Monate und 
Jahre fortzubestehen, sich in scheussliche Geschwüre zu verwandeln und 
den Kranken nach langen Leiden zu tödten. Daher kann der Rath man- 
cher neuerer Schriftsteller über Syphilis, die unter fieberhaften Symptomen 
ausbrechenden Syphiliden nicht in ihrer Entwicklung zu stören und na- 
mentlich nicht gleich Quecksilber anzuwenden, höchstens von der ersten 
Periode des Ausbruchs gelten, wo man kaum recht weiss oder zweifelhaft 
ist, ob man mit einem syphilitischen Exanthem zu thun hat. Ist aber dar- 
über kein Zweifel mehr vorhanden, dann thut man am besten, das Syphi- 
lid, als Reflex der conslitutionellen Seuche, nach seiner Form und Artung, 
so wie nach dem übrigen Habitus des Kranken, mit den milderen oder 
stärkeren antisyphilitischen Heilmethoden anzugreifen, wenn auch der fie- 
berhafte Zustand noch fortdauert. 
$. 442. Uebrigens zeigt auch die gewöhnlich gleichzeitige Erschei- 
nung anderer, mehr oder weniger charakteristischer Symptome der Seuche, 
dass die syphilitischen Hautausschläge im Ganzen so wenig kritischer Na- 
tur sind, als alle übrigen örtlichen Ablagerungen des syphilitischen Virus, 
wovon höchstens dio Drüsenabscesse eine häufige Ausnahme machen 
möchten. Eben so wenig darf man andererseits die Syphiliden als eiu 
bloss örtliches Symptom betrachten, und haupisächlich oder gar allein ört- 
lich behandeln. Wir können daher im Allgemeinen nicht einmal die arz- 
neilichen Bäder, welche die Abtrocknung und Abheilung der Ausschläge 
wirksam fördern, sehr empfehlen, wenn nicht gleichzeitig eine innere an- 
tisyphilitische Behandlung damit verbunden wird. Einfache Wasserbäder, 
milde Kleien- und Seifenbäder halten wir für die angemessensten, insofern 
sie keine hervorstechende specifische Wirksamkeit auf die Syphiliden äus- 
sern, die nach unserer Erfahrung hauptsächlich durch eine methodische, 
nach Umständen mehr oder weniger kräftige, antisyphiliische Behandlung 
zu heilen sind. Nach der blossen Behandlung mit Sublimat- oder salpe- 
tersauren Bädern schwinden allerdings die Syphiliden, besonders die fri- 
schen und leichteren Formen, oft in kurzer Zeit weg, aber wir haben 
auch mehrmals darnach Metastasen auf die Lungen, auf die Augen, und 
selbst Anasarka und Hydrops entstehen sehen. 
$. 443. Es kommt ferner bei der Behandlung sehr darauf an, ob die 
Syphiliden von frischer, gutarliger, oder von eingewurzelter, bösarliger und 
komplieirter Seuche herrühren. Die Syphiliden, welche von ersteren her- 
rühren, und welche sich gewöhnlich als Maculae, Papulae, Lichen sy- 
philiticus oder Psoriasis äussern, erfordern manchmal keine so_tief- 
greifende, energische Behandlung. Mit abführenden und diaphoretischen 
Kräutersäften und Decocten hat man selbst Anfangs der Lusiseuche die 
milderen Ausschlagsformen bisweilen, wie es scheint, mit Erfolg be- 
handelt; ohne Zweifel kann das in unseren Tagen, wo die Syphilis 
im Allgemeiuen milder verläuft, noch häufiger und besser gelingen. 
Aber für zuverlässig und gründlich sind solche Heilungen nicht immer zu 
achten; man muss auf Recidive und Metaschematismen der oft nur tempo- 
  
 
	        
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