Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
  
  
H2A Simon, Syphilis. 
Zittmann'sche Dekokt oder das Jodkali *) ist hier oft am rechten Orte. 
Letzteres bewährt sich überhaupt als Corrigens unvollständiger oder ver- 
unglückter Mereurialkuren; zuerst gebraucht, haben wir seine Wirksamkeit 
bei den syphilitischen Exanthemen sehr unsicher gefunden. Ricord will 
bei den squamösen Syphiliden den Gebrauch der von Emery empfohle- 
nen Theersalbe sehr nützlich gefunden haben. Biett hat mit dem Lig. 
arsen. einige böse und complieirte Formen von Psoriaris syphilitica ge- 
heilt; wir glauben, ein zweckmässiger Gebrauch des Quecksilbers und sei- 
ner Surrogate macht dieses immer gefährliche Mittel entbehrlich. Als sehr 
wirksam haben Biett, Cazenave, Humbert, Ricord, Fuchs auch 
die örtlichen und allgemeinen Zinnoberräucherungen empfohlen, die man 
schon im 16. Jahrhundert angewendet. Oertlich scheinen sie uns entbehr- 
lich, wenn man andere Auflösungen von Quecksilber oder Salben zu ge- 
brauchen versteht; allgemeine Räucherungen können leicht gefährlich wer- 
den, wenn man sie nicht sehr vorsichtig anwendet. Dagegen können wir, 
nach eigner Erfahrung die methodische Einreibung von weisser Präcipitat- 
salbe gegen schuppige Syphiliden als sehr probat empfehlen. Wir bedie- 
nen uns dazu einer Salbe von Merc. praec. alb. 38 auf Adeps. suill. 2, 
worin wir die Quantität des Präeipitats allmählich steigern, wenn die Haut 
sich gut damit verträgt. Man kann die ganze Kur mit dieser Salbe allein 
absolviren, die man täglich oder einen Tag um den andern nach und nach 
über den ganzen Körper einreiben lässt; der Sicherheit wegen verbinden 
wir aber gewöhnlich damit den Gebrauch des Mere. gumm. Pl. oder des 
Calomel in steigenden Gaben mit interponirten Abführungen. Wir haben 
desperate Fälle von Lepra syphilitica damit gründlich geheilt. Welche 
Mittel man aber auch anwende, immer ist es nothwendig und zweckmäs- 
sig milde Reinigungsbäder damit zu verbinden. 
$. 449. Hat sich die Psoriaris syph. theilweise in Geschwüre verwan- 
deli, entweder weil die Kranken sich lange Zeit, ohne ärztliche Hülfe zu 
suchen, hingeschleppt haben, oder weil mehre mercurielle und nicht 
mercurielle Halbkuren vorangegangen sind, dann bedarf es einer sehr 
umsichtigen Behandlung, weil dann die übrigen Gesundheitsumstände des 
Patienten gewöhnlich schon wesentlich beeinträchtigt sind und allgemeine 
oder syphililische Kachexie vorhanden ist. Bisweilen hat sich die Seuche 
auch, in Folge örtlicher Behandlung des Syphilids, auf die Lungen gewor- 
fen, was sich dureh einen trocknen, tuberculösen Husten, einen hohen 
Grad von Abmagerung, nächtliche Schweisse oder häufigen Durchfall zu 
erkennen giebt. Da die Psoriaris syph. nämlich einige Aehnlichkeit mit 
inveterirte ilze hat, oder auch damit complieirt sein kann, so werden 
oft Schwei en und Schwefelbäder oder auch Theersalben dagegen ge- 
braucht, die den Ausschlag einige Zeit, aber zum Nachtheil des Kranken, 
scheinbar heilen. Dieser bricht später wieder hervor mit untermischten 
krustösen Geschwüren. Eine vorsichtig, mit kleinen Gaben Merc. gumm. 
Pl., Calomel oder Jodquecksilber, eingeleitete Mercurialeur leistet hier oft 
allein radicale Hülfe, wenn man sich nicht abschrecken lässt, wegen der 
vorhandenen Kachexie, den Quecksilbergebrauch nöthigenfalls bis zum ge- 
  
*) Statt des Jodkali, was manche Patienten nicht gut vertragen, hat Gamberini 
(Revue med. chir. 1853. Febr.) das Jodnatrium empfohlen , was keine Magen- 
beschwerden, keinen Ausschlag oder Mundafleetion erregen, besser schmecken, in 
höheren Gaben vertragen und wirksamer sein soll. Man soll mit 9) dreimal täg- 
lich, in 3 $ Wasser gelöst, anfangen und täglich um 10 Gran bis auf 2 Drachmen 
steigen.
	        
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