Full text: Intoxicationen, Zoonosen und Syphilis (2. Band, 1. Abtheilung)

  
56 Falck, die klinisch wichtigen Intoxicationen. 
Dagegen dürfen der kaustische und kohlensaure Baryt als neutralisirende 
Mittel der Salpetersäure und Salzsäure niemals gelten, weil die Barytver- 
bindungen an und für sich giftig sind und in Vereinigung mit den genann- 
ten Säuren giftige Abkömmlinge darstellen. 
$. 100. Bei der Wichtigkeit, welche die neutralisirenden Mittel in der 
Therapeutik der Vergiftungen haben, erscheint es zweckmässig, die sauren 
und alkalischen Gifte mit ihren neutralisirenden Mitteln tabellarisch neben 
einander zu stellen. 
Gift. Neutralisirende Mittel. 
Schwefelsäure. Magnesia, kohlensaure Magnesia, 
einfach und doppelt kohlensaure 
Alkalien, zur Noth auch Kalkwas- 
ser oder kohlensaurer Kalk. 
Salpetersäure. Dieselben. 
Phosphorsäure. Dieselben. 
Salzsäure. Dieselben. 
Weinsäure. Dieselben. 
Citronensäure. Dieselben. 
Essigsäure. Dieselben. 
Kleesäure. Kalkwasser. 
Blausäure. hat kein neutralisirendes Mittel. 
Aetzkali. Essig , Citronensaft , verdünnie 
Weinsäure, Salzsäure, Schwefel- 
säure, Phosphorsäure. 
Kohlensaures Kali. Dieselben. 
Aetznatron. Dieselben. 
Kohlensaures Natron. Dieselben. 
Salmiakgeist. Dieselben. 
Kohlensaures Ammoniak. Dieselben. 
Aetzkalk. Dieselben. 
Aetzbaryt. Verdünnte Schwefelsäure. 
Kohlensaurer Baryt. Dieselbe. 
$. 101. Wenn man sich dazu entschliesst, neutralisirende Mittel 
gegen saure oder alkalische Gifte zu verwenden, so hat man wohl zu 
überlegen, ob die ersteren die letzteren zu erreichen im Stande sind. 
Dieses ist der Fall, wenn die sauren oder alkalischen Gifte äusserlich auf 
den Hautdecken, oder auf der Conjunctiva der Augen, oder in der Nasen- 
und Mundhöhle, oder auf der Schleimhaut der Genitalien angebracht sind, 
oder wenn die sauren oder alkalischen Gifte innerlich in der Höhle des 
Magens und Darmrohrs verharren. Sind dagegen die sauren oder alkali- 
schen Gifte schon in die Blutbahnen eingetreten, so dürften viele der 
neutralisirenden Mittel sich ungenügend erweisen und das um so mehr, 
je weniger die neutralisirenden Mittel unverändert in die Blutbahnen nach- 
zufolgen im Stande sind. 
$. 102. Will man bei der Behandlung der Vergiftungen, welche 
durch saure oder alkalische Gifte verursacht sind, von den neutralisiren- 
den Mitteln Gebrauch machen, so kommt alles darauf an, ein der Menge 
des einverleibten Giftes entsprechendes Aquivalent des neutralisirenden 
Mittels nachzusenden. Dieses würde indessen nur dann möglich sein, 
wenn man über die Menge des einverleibten Giftes immer mit Bestimmt- 
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