Full text: Krankheiten des chylopoetischen Systems (6. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
Entzündung der Parotis, 87 
gegenden, wie an manchen Puncten von Holland, England, Frankreich, in 
der Schweiz, in Louisiana und andern Orten soll sie endemisch sein. 
2) Die secundäre Parotitis entsteht durch consensuelle An- 
sehwellung in Folge von entzündlichen und uleerösen Affeetionen in der 
Nähe der Drüse. Am häufigsten ist diess der Fall bei den Entzündungen 
der Mundhöhle, besonders bei der Stomatitis mereurialis und diphtheritica. 
Allein auch beim Erysipelas des Gesichts und bei andern acuten Exan- 
ihemen, bei Krankheiten der Schädelknochen, bei dyserasischen (tubercu- 
lösen und krebsigen) Anschwellungen der Halsdrüsen, bei der Entzündung 
des Halszellgewebes (Cynanche sublingualis von Ludwig) kann die Parolis 
auf eonsensuelle Weise oder durch Fortpflanzung der Entzündung zunächst 
auf ihr zelliges Stroma ergriffen werden. 
3) Die metastatische Parotis erscheint im Gefolge schwerer 
allgemeiner und dyserasischer Krankheiten. Am häufigsten ist diese Form 
beim Typhus, dann bei Scharlach, Blattern, Masern, bei der Pyämie, dem 
Puerperalfieber, der Dysenterie, der Cholera und schweren Pneumonieen ; 
auch in der orientalischen Pest und beim gelben Fieber soll sie eine häufige 
Erscheinung sein. Bei unserer Unkenntniss der eigentlichen Wesenheit der 
meisten der genannten Processe ist es eine vor der Hand gar nicht zu 
beantwortende Frage, in wie ferne der Parotitis in solchen Fällen eine 
wirkliche Metastase des ursprünglichen Processes zu Grunde liege, und 
wenn wir auch obigen Namen beibehalten, so dürfte es doch dem gegen- 
wärtigen Standpuncte am entsprechendsten sein, auch in diesen Fällen nur 
eine seeundäre unter dem Einflusse einer andern Krankheit geseizie Ent- 
zündung zu sehen, ohne ihr hiemit den Charakter des Grundprocesses 
vindieiren zu wollen, oder mit andern Worten: man kann nicht von einer 
typhösen, exanthematischen, puerperalen Parotitis u. 5. w. sprechen, son- 
dern nur von einer Parotitis, die bei einem an Typhus, Scarlatina u. S. f. 
erkrankten Individuum erscheint. Die grössere Bedeutung und Gefährlich- 
keit dieser Form im Gegensatze zu den beiden andern erklärt sich eben 
aus ihrem Vorkommen bei schweren Krankheiten, indem einestiheils diese 
selbst gefährlich sind, anderntheils Exsudate die unter solchen Umständen 
in was immer für Organe gesetzt werden, leicht eine ungünstige Melamor- 
phose (Verjauchung) eingehen. 
SYMPTOME. 
&. 136. Die idiopathische Parotitis, sowohl in der sporadi- 
schen als epidemischen Form beginnt entweder ohne Vorläufer sogleich 
mit den örtlichen Erscheinungen der entzündlichen Anschwellung der Pa- 
rotis oder es gehen ihr häufiger durch mehrere Tage Fiebererscheinungen 
und allgemeine Symptome als: Mattigkeit, Appelitlosigkeit, Kopfschmerz 
vorher, die indessen so wenig Charakteristisches haben, dass sie zu kei- 
nem Schlusse auf die Natur der beginnenden Krankheit berechtigen. Bald 
erscheint ein spannender oder drückender Schmerz in der Parotisgegend, 
gewöhnlich zwischen dem Unterkieferwinkel und dem Zitzenfortsatze der durch 
äussern Druck und beim Oeffnen des Mundes vermehrt wird. In kurzer 
Zeit zeigt sich an dieser Stelle eine Anschwellung, die sich bald über die 
sanze Parotisgegend ausbreitet, anfangs wenig bemerklich und flach, bald 
stärker vorspringend und gewölbt erscheint. Im ausgebildeten Zustande 
und höheren Grade nimmt die Geschwulst die ganze Gegend vor und be- 
sonders unter dem äussern Ohre ein und indem ihre nächste Umgebung, 
besonders das Unterhautzellgewebe der entsprechenden Wangenseite und 
des untern Augenlides, so wie das Halszellgewebe bis zum Schlüsselbein 
herab, von einer serösen Flüssigkeit infiltrirt ist, schwillt die ganze seitli- 
 
	        
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