90 Bamberger, Krankheiten der Mund- und Rachenhöhle.
5.137. Der Verlauf der idiopathischen Parotitis ist ein acuter; nach-
dem die Krankheit durch 2—6 Tage im Zunehmen begriffen war, bleibt
sie nicht selten durch einige Tage stationär, beginnt dann vom 6—8 Tage
an abzunehmen, so dass die ganze Affection gewöhnlich innerhalb 8—14
Tagen, in leichteren Fällen noch früher beendet ist.
Der gewöhnliche und fast constante Ausgang ist die Zertheilung,
nicht selten zeigen sich dabei reichliche Schweisse,, die von Manchen als
kritische Erscheinung angesehen werden. Gewöhnlich aber tritt die Zer-
theilung ohne auffallendeVermehrung oder Veränderung irgend einer Se-
ceretion ein. Der Ausgang in Suppuration ist bei der selbstständigen Paro-
tilis sehr selten, doch scheinen manche Epidemieen davon eine Ausnahme
zu machen, der Eiterherd öffnet sich entweder nach aussen oder in den
äussern Gehörgang, seltener in die Mundhöhle. Pyämische Erscheinungen
und metastatische Entzündungen dürften bei der Abscessbildung in der Pa-
rolis wohl zu den grossen Seltenheiten gehören. Manchmal bleibt, nach-
dem die entzündlichen Erscheinungen verschwunden sind, eine schmerz-
lose oder fast schmerzlose Anschwellung der Drüse, die sich allmählich
zertheilt, durch längere Zeit zurück, in seltneren Fällen hat man eine blei-
bende Vergrösserung und Induration derselben beobachtet. Druck der
also vergrösserten Drüse auf den Nervus facialis oder Zerstörung dessel-
ben durch Suppuration kann zu motorischer Gesichtsparalyse Veranlas-
sung geben. Wurde bei suppurativer Entzündung der äussere Gehörgang
durchbrochen, so kann Entzündung desselben, Ohrenfluss und Schwerhö-
tigkeit eine Zeit lang zurückbleiben. Auch Speichelfisteln und Atrophie
der Hoden sind als Krankheitsresiduen beobachtet worden.
$. 138. Die secundäre Parotitis ist meist eine Krankheit von
untergeordneter Wichtigkeit. Sehr selten erreicht die Anschwellung der
Drüse einen so bedeutenden Grad, wie bei der idiopathischen Form. Der
Schmerz ist spannend, drückend, wenig intensiv, die Bewegung des Un-
terkiefers nicht, oder nicht bedeutend beeinträchtigt. Sie ist am häufig-
sten eine Theilerscheinung der Entzündung der Mundhöhle und scheint
auf symptomatische Weise oder durch Fortpflanzung derEntzündung durch
den Speichelgang zu entstehen. Vermehrte Speichelsecretion, selbst Spei-
chelfluss ist desshalb häufig vorhanden, doch lässt sich schwer entschei-
den, in wiefern die Parolis an derselben betheiligt ist. In der Regel er-
scheint die secundäre Affection der Parotis, nachdem die Entzündung der
Mundhöhle einige Tage gedauert hat, stets überwiegen im Allgemeinen
die Symptome der letzteren. Sie endet fast stets sünslig durch Zerthei-
lung, wenn die ursprüngliche Krankheit, wie diess in der Regel der Fall
ist, sich dem günstigen Ausgange zuwendet.
$. 139. Die metastatische Parotitis zeigt im Allgemeinen die-
selben objecliven Merkmale, wie die idiopathische. Die Grösse der Ge-
schwulst ist sehr verschieden, ihre Oberfläche ist manchmal mehr hart und
gespannt, ein anderes Mal mehr teigig und weich, sie ist häufiger nur auf
einer als auf beiden Seiten vorhanden. In manchen Fällen geschieht ihre
Ausbildung äusserst rasch, in andern langsam und allmählich. Der Schmerz
und die funetionellen Störungen sind einestheils nach dem Grade der An-
schwellung, anderntheils nach dem Charakter der ursprünglichen Krank-
heit sehr verschieden. In schweren Fällen von Typhus, Puerperalfieber,
Scarlalina u. dgl. überwiegen die Erscheinungen dieser Krankheilen so sehr
die des secundären Leidens, dass die Kranken, auch wenn sie sich nicht
im bewusstlosen oder soporösen Zustande befinden, von demselben keine
in ar
Weis
Gehö