Full text: Krankheiten des chylopoetischen Systems (6. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
140 Bamberger, Krankheiten der Digestionsorgane. 
Gaz. des höpit. 1846. Nr. 31. 37. — Arnott, On indigestion its pathology and 
treatment etc. 1847. — Frerichs, Neue Zeitschr. für Med. u. med. Ref. 1849. 
Idem: Artikel Verdauung in R. Wagners Handwörterb. — Bidder u. S chmidt, 
die Verdauungssäfte und der Stoffwechsel. Mitau u. Leipzig 1852. — Virchow 
in s. Archiv. Bd. V. S. 3325. 
WESEN UND URSACHEN. 
$. 22. Der complieirte und vielgliedrige Vorgang der Stoffaufnahme 
und Verdauung ist einer grossen Reihe wichtiger krankhafter Veränderun- 
gen unterworfen, die im Allgemeinen mit dem Namen Dyspepsie oder 
Verdauungsstörung bezeichnet werden und ihrer Natur nach zum Theile 
auf noch wenig erforschten Verhältnissen beruhen. Erst weitere physio- 
logische und biochemische Untersuchungen über alle, bei der Assimilation 
in Thätigkeit tretende Factoren werden den Weg zu einer rationellen all- 
gemein ‚pathologischen Anschauung dieser Verhältnisse bahnen, die hier 
nur in allgemeinen Umrissen in so weit besprochen werden sollen, als sie 
auf praktische Erkenntniss und Handeln sich beziehen. 
Der Begriff der Verdauungsstörung umfasst alle krankhaften Verän-: 
derungen, die den Act der Verdauung in näherer oder weiterer Folge 
begleilen und von demselben unmittelbar abhängig sind, sie erscheinen 
sowohl an den Organen der Verdauung selbst, als durch Vermittlung des 
Nervensystems und durch die in Folge der veränderten Ernährung beein- 
trächtigte und qualitativ . veränderte Blutbildung in anderen Organen und 
Sysiemen. Der Begriff der Dyspepsie ist übrigens, wie sich aus der Be- 
trachtung der Ursachen ergeben wird, stets nur ein symptomalischer, und 
hat in klinischer Beziehung nur in so ferne auf eine gewisse Selbstständig- 
keit Anspruch, als eben in manchen Fällen nur die Wirkung mit Sicher- 
heit hervortritt, die wirkenden Ursachen hingegen sich unserer Erkenntniss 
entziehen. 
$. 23. Die ‘allgemeinen Ursachen der gestörten Verdauung ergeben 
sich unmittelbar aus der Berücksichtigung jener Factoren, die sich bei 
dem normalen Vorgange jener Function betheiligen. 
Zuvörderst setzt die Integrität der Verdauung die normale Struetur 
der zur Aufnahme und Verarbeitung der Stoffe bestimmten Organe: insbe- 
sondere des Magens und oberen Theils des Darmcanals voraus. Anatomische 
Veränderungen derselben sind erfahrungsgemäss die häufigste Quelle dys- 
peptlischer Erscheinungen und es ist selbsiverständlich, dass in dieser Be- 
ziehung die Affectionen der Schleimhaut als des, unmittelbar die Secretion 
der Verdauungsflüssigkeiten und die Resorption der gelösten Nahrungsbe- 
standiheile vermittelnden Gewebes, an Wichtigkeit die krankhaften Verän- 
derungen der übrigen Häute bei weitem überwiegen. Mögen sich nun die 
anatomischen Störungen derselben als Hyperämie, Entzündung, Geschwürs- 
bildung oder Afterproduelion kundgeben, immer stellt sich durch die Er- 
fahrung das Gesetz heraus, dass nicht die pathologische Dignität und Ge- 
fährlichkeit des Processes, sondern die Grösse seiner Flächenausbreitung 
im geraden Verhältnisse zu der Grösse und Schwere der Verdauungsstö- 
rungen stehe. In dieser Beziehung steht die catarrhalische Entzündung, 
sowohl weil sie sich meist über eine grössere Fläche verbreitet, als weil 
"sie dem Vorkommen nach die häufigste ist, an Wichtigkeit obenan, ja 
selbst bei den bedeutendsten und gefährlichsten Magenkrankheiten ver- 
dankt die Mehrzahl der dyspeptischen Erscheinungen dem secundären 
Magencatarrhe ihr Entstehen, und es ist nicht eben selten bei stossen 
Krebsgeschwülsten und Magengeschwüren die Verdauung kaum, oder selbst 
  
  
  
  
  
  
 
	        
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