Full text: Krankheiten des chylopoetischen Systems (6. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
156 Bamberger, Krankheiten des Digestionstractus. 
mit einem Worte die sogenannten Erscheinungen der Turgescenz nach oben 
vorhanden sein. Ueberflüssigund selbst schädlich wäre es hingegen unter 
den enigegengeseizien Umständen zur Anwendung der Brechmittel zu 
schreiten, wie diess so häufig geschieht. Sind dagegen jene Substanzen 
bereils in den Darmkanal übergegangen (Erscheinungen von Aufblähung, 
Schmerzhafligkeit, Kollern u. s. w.), so wird man je nach der Dringlichkeit 
der Umstände entweder bei einem bloss diaetetischen und symptomalischen 
Verfahren die eintretende Diarrhoe abwarten, oder aber dieselbe durch 
milde Abführmittel (Decoct. Tamarindor. Cremor Tariar, Tartar. tartarisat. 
einige Gaben Rheum u. s. w.) früher einzuleiten suchen. 
Ist weder die Indication für Brechmittel, noch für Abführmittel gege- 
ben, oder dauert nach deren Anwendung die Krankheit noch fort, so muss 
man sich nach dem Complexe der Erscheinungen richten. Ist die Krank- 
heit von kurzer Dauer, sind zugleich Fieberbewegungen vorhanden, deutet 
Trockenheit des Mundes, hefliger Durst, gänzlicher Appetitmangel auf ver- 
minderie Secrelion der Magenschleimhaut, so reicht man bei strenger Diät 
kühlende und säuerliche Getränke und Medicamente: Weinsteinsäure, Ci- 
ironensäure, die weinsauren Salze, Brausepulver, die Potio Riveri. Ist der 
Magen gegen äussern Druck und gegen Ingesta empfindlich, so sucht man 
die Sensibilität durch die leichtern Narcotiea, besonders die Ag. laurocerasi 
die Nux vomica, kleine Gaben Morphium abzustumpfen. Gehen die Er- 
scheinungen der blossen Dyspepsie in die Symptome des acuten oder 
chronischen Magencatarrhs über, so ist die weitere Behandlung nach den 
dort anzugebenden Regeln einzuleiten. 
Bei längerer Dauer der dyspeptischen Erscheinungen ist insbeson- 
dere die Beschaffenheit des Magensecrets zu berücksichtigen. Saure Be- 
schaffenheit des Erbrochenen, und der Stuhlentleerungen, saurer Geschmack 
im Munde, lassen auf übermässige Säurebildung im Magen schliessen. In 
solchen Fällen sind nebst gänzlicher Vermeidung aller Nahrungsmittel, die 
Säure enthalten, oder deren Bestandtheile sich in Milchsäure, Essigsäure, 
Kohlensäure und Buitersäure umsetzen (daher auch die Amylacea, Zucker, 
Milch), die bekannten säuretilgenden und absorbirenden Mittel: Magnesia, 
kohlensaures Kali, Natron, Kalkwasser, Lapides Cancrorum, die alkalischen 
Mineralwasser u. s. w. anzuwenden. In manchen Fällen jedoch, wo die 
genannten Mittel nicht zum Ziele führen, gelingt es erfahrungsgemäss durch 
Anwendung einer stärkeren Säure, der Salpetersäure oder Schwefel- 
säure, durch welche die saure Gährung unterbrochen wird, der über- 
mässigen Säurebildung im Magen Einhalt zu thun. In andern Fällen weicht 
sie dem reichlichen Gebrauche des kalten Wassers oder der Anwendung 
der später anzugebenden bittern und tonischen Mittel. — Seltener zeigen die 
Magencontenta eine alkalische Beschaffenheit, man sucht dann die fehlende 
Säure durch vegetabilische oder verdünnte Mineralsäuren: Milchsäure, Essig- 
säure, Weinsteinsäure und ihre Salze, das.Elixir acid. Halleri oder Myn- 
sichi, die Phosphorsäure zu ersetzen. Ist Schleimansammlung im Magen, 
öfteres Erbrechen von zähen Schleimmassen vorhanden, so passen: Sal- 
miak, kleine Gaben Tartar. stibiat., Sulf. aurat. Antim., bei bedeutenderer 
Ansammlung muss oft das Brechmittel zu Hilfe genommen werden. 
Fehlen bei längerer Dauer der dyspeptischen Erscheinungen die 
Symptome von erhöhter Reizbarkeit des Magens, ist die Bewegung des- 
selben, die Verarbeitung der Ingesta träge und langsam, und führt das 
entsprechende, diaetetische Verfahren allein nicht zum Ziele, so sind jene 
Heilmittel anzuwenden, die erfahrungsgemäss die Energie der peristaltischen 
Bewegung und der Magensaftsecretion anzuregen im Stande sind. Aus der 
grossen Reihe der aromatischen, bittern und tonischen Mittel sindin dieser 
  
  
 
	        
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