Full text: Krankheiten des chylopoetischen Systems (6. Band, 1. Abtheilung)

  
  
A Bamberger, Krankheiten der Mund- und Rachenhöhle. 
sche und chemische Reize der mit der Schleimhaut in Berührung kom- 
menden Ingesta hervorgerufen und trifft dann diejenigen Partien, auf welche 
die stärkste Einwirkung geschah, daher nicht selten die vordern Theile der 
Mundhöhlenschleimhaut, wie diess bei übermässigen Hitze- und Kältegra- 
den der Nahrungsmittel und Getränke, bei reizender, scharfer und ätzender Be- 
schaffenheit derselben der Fall ist. Auch andere mechanische und chemi- 
sche Reize können bei einer gewissen Art der Einwirkung eine umschrie- 
bene oder weiter’ verbreitete catarrhalische Entzündung verursachen, so 
2.B. lang fortgesetztes Sprechen, Schreien, Singen, angesirengies Saugen bei 
Neugebornen, insbesondere bei fehlerhafter Beschaffenheit der Saugwar- 
zen, staubige unreine Luft, Einalhmung reizender Dämpfe, die Anwendung 
von Mineralsäuren, reizenden Mediecamenten und Gurgelwässern. Bei län- 
gerem Jodgebrauch entsteht häufig Rachencatarrh. Troschel sah auch 
durch Antimonialpräparate Entzündung des Rachens mit Bläschenbildung 
entstehen. Dasselbe findet auch bei unvorsichtiger Anwendung des Cro- 
tonöls statt. 
8. 6. Die secundäre (und symptomatische) Form entsteht durch Wei- 
terschreiten der Entzündung von der Nasenhöhlen- undLarynxschleimhaut 
auf die der Rachenhöhle, — bei Krankheiten der Kiefer, des Periost’s und 
der Zähne , besonders häufig bei Kindern, als ein den Durchbruch der 
Zähne begleitendes Symptom, — in der Umgebung von Geschwüren und 
Alterbildungen in grösserer oder geringerer Ausdehnung, — oder endlich 
sie steht in Verbindung mit gewissen allgemeinen oder specifischen Pro- 
cessen. Hierher können wir den (chronischen) Catarrh der hintern Ra- 
chengebilde bei Trinkern rechnen, der. gewöhnlich mit ähnlichen Entzün- 
dungen der Magen- und Bronchialschleimhaut vergesellschaltet ist, sowie 
die Catarrhe bei tuberculösen und syphiliiischen Individuen. Auch die 
exanthematischen Processe, Scarlatina, Morbilli, Variola, Erysipelas erschei- 
nen auf der Rachenschleimhaut häufig bloss unter der Form des aculen 
Catarrhs, dem jedoch gewöhnlich die specifisch@Eruplion auf der Schleim- 
haut zu Grunde liegt. Der secundäre Calarıh kann je nach der zu 
Grunde liegenden Ursache ursprünglich ein acuter oder chronischer sein. 
SYMPTOME. 
&. 7. Bei der Besichtigung der Mundhöhle bemerkt man die oben 
angegebenen anatomischen Veränderungen. Beim acuten Catarrhe klagen 
die Kranken über ein Gefühl von Hitze und einen brennenden Schmerz, 
der durch die Berührung, durch Kauen und Schlucken vermehrt, durch 
Kälte momentan erleichtert wird. Im Beginne ist das Gefühl von Trocken- 
heit vorhanden, welches aber bald der vermehrten Secrelion eines farblo- 
sen, zähen, fadenziehenden, wenig schaumigen Schleimes von Anfangs 
schwach salzigem Geschmack weicht, die sich selbst zu leichterer Saliva- 
tion steigern kann. Entstehen, wie diess besonders nach chemischen und 
mechanischen Reizen oder leichterer Verbrennung der Fall ist, oberflächliche 
Exceoriationen der Schleimhaut, so ist der Schmerz und die Beschwerde 
beim Kauen bedeutender und die durch Ausspucken entleerten Schleim- 
mäassen sind mehr oder weniger durch Blut gefärbt. 
Ist die Schleimhaut der hintern Rachengebilde angeschwollen, so ist 
der Schmerz besonders auf jene Gegend concentrirt und wird durch Druck 
in der Gegend des Unterkieferwinkels vermehrt, das Schlingen ist erschwert 
und von stechendem, schneidendem oder drückendem Schmerze beglei- 
tet, es sind häufige, leere, schmerzhafte Schlingbewegungen vorhanden 
 
	        
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