Jllluh
Catarrhalische Entzündung. 7
und Rachenentzündung die Anwendung der Kälte empfohlen, man lässt
den Mund mit eiskaltem Wasser gurgeln oder selbst Eisstücke im Munde
zergehen, und umgibt den Hals und die Unterkinngegend mit in kaltes
Wasser getauchten und ausgewundenen Compressen, die so oft gewechselt
werden, als sie sich zu erwärmen beginnen. Es lässt sich nicht läugnen,
dass auf diese Weise die Krankheit schneller beendet wird und weniger
leicht recidivirt als bei der oben angegebenen Behandlungsweise; bei
übrigens gesunden Individuen, die die Anwendung der Kälte ohne Nach-
theil vertragen, ist dieselbe auch in der That häufig vorzuziehen. Der
allgemeinen Anwendung dieser Methode steht jedoch der Umstand im
Wege, dass dadurch besonders bei dazu disponirten Individuen leicht
Catarrhe der Respirationsschleimhaut entstehen, und dass, wenn nicht mit
grosser Genauigkeit auf die stele Erneuerung derKälte gesehen wird, der
häufige Wechsel der Temperatur die Krankheit noch verschlimmert. End-
lich ist auch zu berücksichtigen, obwohl diess allein natürlich nicht maass-
gebend sein kann, dass man im Allgemeinen nur zu sehr geneigt ist, jede
zufällig eintretende Verschlimmerung oder unangenehme Complication ei-
ner solchen nieht ganz gewöhnlichen Behandlungsweise zuzuschreiben.
Sehr vortheilhaft ist dagegen nach beendeter Krankheit das tägliche
Waschen des Halses mit kaltem Wasser, das öflere Ausgurgeln um neue
Anfälle der Krankheit zu verhütlen und die Schleimhaut gegen den Ein-
fluss der Kälte abzuhärten. Nur bei solchen Kranken, die an anderen
wichtigeren Affectionen leiden, z. B. tuberculösen oder anderweitig her-
abgekommenen, sehr schwächlichen Individuen ist ein warmes Verhalten
und möglichste Vermeidung jeder Verkältung zu empfehlen.
Wo gleichzeitig oberflächliche Excoriationen vorhanden sind, wie bei
den durch Verbrennungen, spitze Körper u. dgl. bedingten Entzündungen
müssen dieselben mit schleimigen Pinselsäften bestrichen, bei längerer
Dauer oberflächlich mit Höllenstein touchirt werden. Die Nothwendigkeit
der Beschränkung der Diät richtet sich nach der Heftigkeit des Fiebers
und der localen Beschwerden, die häufig die Zusichnahme fester Nah-
rungsmittel verbieien. — Schädliche Gewohnheiten, locale Reize, die die
Krankheit bedingen oder unterhalten, müssen entfernt werden.
$. 11. Beim chronischen Catarrhe und beim Uebergange des acuten
zum chronischen sind nach Entfernung sehädlich einwirkender Potenzen,
nach Berücksichtigung etwa vorhandener Primärleiden, Vermeidung von Er-
kältungen und überflüssiger Anstrengungen der Schling- und Stimmorgane:
adstringirende Gurgelwässer mit Alaun, Salmiak, essigsaurem Blei, schwe-
felsaurem Zink, das Collyrium adstring. luteum mit Wasser verdünnt, zu
gebrauchen. In hartnäckigen Fällen bewirkt manchnıal eine oberflächliche
Cauterisation eine günstige Umstimmung. Ist der Catarrh weiter verbrei-
tet, so kann man auch mit Vortheil die kohlensäurehaltigen Mineralwäs-
ser anwenden. Bei übrigens gesunden Individuen wirken Dampfbäder,
Douchen und die methodische Behandlung mit kaltem Wasser günstig.
b) Die phlegmonöse Form.
&. 12. Die phlegmonöse Entzündung kann zwar an allen Theilen
der Mund- und Rachenhöhle vorkommen, doch beschäftigt uns hier vor-
zugsweise jene Form, die den Rachen im engeren Sinne befällt. Denn
die Entzündung der Zunge wird später besprochen werden, die phlegmo-
nöse Entzündung des Zahnfleisches (Parulis) und die meist durch trau-
matische Einwirkungen, Verletzungen und Krankheiten des Knochengerü-
stes entstehenden Entzündungen der Schleimhaut der Lippen, der Wan-