Stuhlverstopfung. 2995
den vorhanden ist einer nährenden Diät, die unter Umständen durch toni-
sche, roborirende, diuretische Mittel unterstützt wird. Die Hebung der
Disposition erfordert zuerst entsprechende Behandlung etwa vorhandener
Leiden des Darmkanals oder anderer Organe. Wo keine materiellen Lei-
den vorhanden sind, wird jene oft am zweckmässigsten durch methodi-
sche Ahhärltung des Körpers: Fussreisen, Turnen, Schwimmen, besonders
aber durch eine zweekmässige Behandlung mit kaltem Wasser gehoben.
Bei herabgekommenen oder älteren Individuen passt eine kräftigende Diät,
der Gebrauch der rothen Weine, Warmhalten des Körpers.
Die Stuhlverstopfung.
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&. 148. Die Stuhlverstopfung besteht in einer, der Menge nach zu
geringen, zu seltenen oder übermässig festen‘ Beschaffenheit der Stuhl-
entleerungen. Da aber eine allgemeine Norm bezüglich der Menge und
Häufigkeit der Stuhlentleerungen nicht besteht, da hiebei ausserordentlich
viel auf Nahrung, Gewohnheit, Alter, gesteigerten oder verringerten Be-
darf des Organismus an Ernährungsmateriale ankommt, und innerhalb
der Breite der Gesundheit die genannte Excretion vielfach verändert sein
kann, so lässt sich auch keine strenge Abgrenzung dieses pathologischen
Begriffes geben, und man wird füglich die Verminderung der Stuhlent-
Jeerungen nur dann als krankhafte Erscheinung annehmen können, wenn
sie sich durch nachtheilige Folgen als solche verräth. Es gibt Individuen,
die bei vollkommener Gesundheit nur alle 2—3 Tage eine geringe Menge
Faecalmassen von sich geben, während diess bei andern 2—3 Mal des
Tags geschieht, obwohl bei der Mehrzahl erwachsener Individuen wohl
eine ein- oder zweimalige Entleerung für 24 Stunden etwa auf 120—180
Grammes angenommen werden kann, ziemlich als das Gewöhnliche zu
betrachten ist.
. Von der Stuhlverstopfung muss der Stuhlmangel geirennt
werden, jener Zustand nämlich, wo entweder wegen gänzlichem Mangel
an Nahrung, oder wegen vorhandener Verengerungen und mechanischer
Hindernisse in den höheren Abschnitten des Nahrungskanals keine Fä-
calmassen gebildet werden können *). Für den Standpunkt des Handelns
*) Ein Stuhlmangel durch übermässige Resorption im Sinne einiger Autoren (Cul-
len, Copland), die überhaupt die Fäcalmassen zum grossen Theile als secer-
Spee. Path, u. Therap. Bd. VL, Abth.1. ! 15