240 Bamberger, Krankheiten des Digestionstractus.
Beängstigung quälend zu werden; auch bei der chronischen Form (Tym-
panites), wie bei Rückenmarkskrankheiten oder Darmverengerungen steigern
sich nieht selten die Beschwerden bis zu einer bedeutenden Höhe, oder
es treten in manchen Fällen paroxysmenweise Exacerhationen ein, deren
Grund nicht immer mit Sicherheit zu erkennen ist.
‚170. Die freie Luftansammlung im Bauchfellsacke zeigt folgende
physikalische Merkmale:
Der aufgetriebene Unterleib zeigt überall eine gleichmässige Wölbung
ohne’ besondere Hervorragungen und Wülste, wie sich solche beim Me-
teorismus intestinalis häufig zu bilden pflegen. Der Unterleib bleibt bei
den Athembewegungen vollkommen unthälig, die Spannung und Resistenz
sind bedeutend, die Schmerzhafligkeit beim Druck wegen der fast steis
vorhandenen Entzündung des Bauchfells gewöhnlich beträchtlich. Der
Schall ist hell, tympanilisch, häufig selbst metallisch, bei wechselnder,
doch meist ziemlich bedeutender Völle. Charakteristisch und von diagno-
slischer Wichtigkeit insbesondere gegenüber der Gasansammlung innerhalb
der Darmwände ist der Umstand, dass der Schall an allen Punkten der
vordern Bauchwand dasselbe Schalltimbre darbielel, indem das seiner
Leichtigkeit nach stets die höchsten Stellen einnehmende Gas bei der
horizontalen Rückenlage in einer überall ziemlich gleich dicken Schichte
sich hinter der vordern Bauchwand befindet, und die Därme nach hinten
drängt. In gleicher Weise dringt die extravasirle Luft nach aufwärls ge-
sen das Zwerchfell und drängt die Leber, insbesondere den leichter ver-
'schiebbaren linken Lappen nach hinten, wodurch in der sonst dumpf
schallenden Lebergegend ein heller tympanitischer Schall bedingt‘ wird.
Dieses Symptom ist, wenn man das plötzliche Auftreten desselben beob-
achten konnte, von entscheidender Wichtigkeit für die Diagnose, wo diess
aber nicht der Fall war, sind Täuschungen mit Transposilion der Leber,
mit Vorlagerung des ausgedehnten Querkolons vor der Leber und mit an-
geborener oder krankhafter Kleinheit der Leber möglich. Indessen ist bei
aufmerksamer Untersuchung und Würdigung aller vorausgegangzenen und
begleitenden Erscheinungen die Unterscheidung von diesen Zuständen
nicht schwierig, zumal wenn man die hefligen localen und allgemeinen
Erscheinungen berücksichtigt, von denen die Lufiextravasalion im Bauch-
fellsacke stets begleitet ist. — Besteht der genannle Zustand auch nur
kurze Zeit, so bildet sich in Folge der eintretenden Entzündung des Bauch-
fells eine meist ziemlich beträchtliche Menge flüssigen Exsudats, die sich
bald durch den dumpfen Schall in den abhängigsten Gegenden des Unter-
leibs und den Wechsel desselben bei veränderter Lage des Kranken zu
erkennen gibt.
Viel unsicherer sind die physikalischen Erscheinungen in jenen Fäl-
len, wo die ausgetretene Luft in umschriebenen, durch entzündliche Ver-
wachsung und Verklebung gebildeten Räumen abgesackt ist, und nach
öfteren eigenen Beobachtungen muss ich gestehen, dass dieser Zustand
häufig nicht erkannt wird. Man findet in solchen Fällen gewöhnlich den
Schall an einer umsehriebenen, der Luftlansammlung entsprechenden Stelle
von metallischem Timbre, während in der Umgebung meist der mehr oder
weniger gedämpfte Schall der vorhandenen festen oder flüssigen Exsudat-
massen wahrgenommen wird. Allein da jener metallische Schall sehr
häufig auch unter gewöhnlichen Verhältnissen bei einer gewissen Füllung
und Spannung der Darmschlingen wahrgenommen wird, so lässt sich da-
raus wohl nur dann mit einiger Wahrscheinlichkeit auf ein vorhandenes
Luftexiravasat schliessen, wenn derselbe durch längere Zeit an derselben
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