Full text: Krankheiten des chylopoetischen Systems (6. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
  
  
Meteorismus. 241 
Stelle verharrt, wenn nebstdem daselbst die Erscheinungen der umschrie- 
benen Peritonitis nachweisbar sind und die Gegenwart eines jener Processe 
wahrscheinlich ist, die zu Luftextravasation führen. 
. 171. Die pathologischen Erscheinungen der Luftextravasalion im 
Bauchfellsacke sind die der dadurch bedingten Peritonilis; um Wieder- 
holungen zu vermeiden, verweisen wir hier auf die Schilderung der durch 
Perforation des Darms entstandenen Bauchfellentzündung. Bei freiem Luft- 
austritte treten stets in sehr kurzer Zeit, meist entweder allsogleich oder 
längstens nach einigen Siunden die Symptome einer heftigen allgemeinen 
Peritonaeitis ein; manche Kranke haben deutlich das Gefühl des geschehen- 
den Luftausirittes, die Wahrnehmung, als ob im Innern etwas zerrissen 
oder geborsten wäre, doch habe ich mich häufig davon zu überzeugen 
Gelegenheit gehabt, dass diess bei der Mehrzahl der Kranken nicht der 
Fall ist, dass jener Moment, ohne eine besondere Empfindung zu erregen 
vorübergeht und die Klagen der Kranken erst durch die beginnende Peri- 
tonitis wachgerufen werden. Einzelne jüngst beschriebene Fälle von Perfo- 
ration ohne nachfolgenee Peritonaeitis selbst bei etwas längerer Dauer, müs- 
sen alsseltene Ausnahme betrachtet werden. — Bei abgesackler Luftextrava- 
sation entspricht der Symptomencomplex dem der umschriebenen Bauchfellent- 
zündung. In fast allen Fällen übrigens sind ausserdem noch zahlreiche andere 
Symptome vorhanden, die sich auf die zur Luftextravasation führende Krankheit 
beziehen, und die nicht selten von so heftiger Natur sind, dass selbst die 
Perforation und ihre Folgen durch sie zum Theile oder selbst ganz ver- 
deckt werden, wie z. B. in manchen Fällen von Typhus. — Wo die Gas- 
ansammlungFolge von sich zersetzenden, eiterigen oder jauchigen Exsuda- 
ten ist, sindin der Regel die früheren Erscheinungen der Perilonaeitis so hef- 
ig, dass dadurch an ihnen nichts Wesentliches verändert wird, höchstens 
wird die Spannung des Unterleibs und die Dyspnoe vermehrt; so verhielt 
es sich wenigstens in jenen Fällen dieser Art, die ich selbst beobachtete. 
Die Diagnose der Luftansammlung im Darmtractus und Bauchfell- 
sack und ihre Unterscheidung von Ascites, Geschwülsten in der Bauch- 
höhle und ähnlichen Zuständen ergibt sich aus dem eben Angegebenen 
von selbst und es wäre überflüssig, hierüber etwas Weiteres zu erwähnen. 
— Die Diagnose der der Gasansammlung zu Grunde liegenden Ursache, 
ist in der Regel bei genügender Beachtung aller Umstände keinen gros- 
sen Schwierigkeiten unterworfen — in länger dauernden und mit Stuhl- 
verstopfung verbundenen Fällen vergesse man nie an die Möglichkeit eines 
mechanischen Hindernisses zu denken, und verabsäume nicht die Unter- 
suchung des Rectum. 
VERLAUF, AUSGANG. 
$. 172. Je nach den der Gasansammlung im Darmtractus zu Grunde 
liegenden Ursachen ist der Verlauf acut oder chronisch. Werden die Hinder- 
nisse, die sich der Entleerung der Gase entgegensetzen, entfernt, erlangt 
der Darm seine normale Contractilität wieder, so gelıen dieselben durch 
den Mund oder durch das Rectum ab, womit die durch sie bedingten Be- 
schwerden verschwinden. Ob wie vielfach behauptet wurde, der normale 
Zustand auch durch Resorption der Gase herbeigeführt werden könne, 
lässt sich schwer entscheiden, ist aber allerdings nicht undenkbar. Gewiss 
ist es, und ich habe es selbst öfters erfahren, dass bedeutende Gasan- 
sammlungen manchmal ziemlich schnell verschwinden, ohne dass Luftab- 
gänge durch Mund oder After beobachtet wurden; dass diess nicht der Fall 
gewesen Sei, isi aber damit noch keineswegs bewiesen, da diess ja leicht 
ohne Wissen der Kranken und Wärter im Schlafe geschehen sein konnte. 
Spec. Path, u. Therap. Bd, VI. Abthlg. 1. 16 
 
	        
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