976 . Bamberg et ‚ Krankheiten des Magens,
gen der blosgelegten und excorirten Schleimhaut die Zusichnahme der Nah-
rungsmittel lange Zeit verhindert ist, tritt nicht selten derTod durch Maras-
mus und Anaemie mit hydropischen Anschwellungen, oder durch hypo-
statische Pneunomie und Lungengangrän ein. — Aber selbst wenn die Kran-
ken allen diesen Gefahren entgangen sind, bereitet ihnen die nun ein-
tretende Vernarbung und dadurch bedingte Verengerung des Oesopha-
gus oder einer der beiden Magenmündungen neue Gefahren und häufig
einen langsamen oft erst nach Monaten oder noch später erfolgenden Tod.
Erfolgt die Verengerung im Oesophagus, was am häufigsten der Fall ist
oder an der Cardia, so wird das Schlingen, welches nach der Regenerirung
des abgestosseneEpitheliums leichter zu werden begann, allmählich wieder
schwieriger ohne jedoch von besonderen Schmerzen begleitet zu sein, die
Kranken fühlen das Steckenbleiben des Bissens an irgend einer Stelle,
nach kurzer Zeit wird derselbe unverändert, oder in Schleim gehüllt wieder
zurückgeworfen mit Hinterlassung eines dumpfen Schmerzgefühls an der ver-
engerten Stelle, welches am häufigsten dem gewöhnlichen Vorkommen der
Verengerungen entsprechend in der Gegend des Jugulum, zwischen den
Schulterblättern, oder im obersten Theil der Magengrube am Ende des
Brustbeins empfunden, wird. Bei forischreitender Verengerung gelangen
endlich selbst Flüssigkeiten nicht mehr in den Magen; über der verenger-
ten Stelle bilden sich Erweiterungen, in denen die Ingesta oft lange Zeit
liegen bleiben, die Kräfte sinken, die Abmagerung macht reissende Fort-
schritte, der Unterleib sinkt bis gegen die Wirbelsäule zurück, die Wärme-
- bildung ist auffallend vermindert, der Puls wird klein, endlich erfolgt der
Tod im höchsten Grade des Marasmus, wenn er nicht früher durch eine
intereurrirende Krankheit herbeigeführt wird. — Aehnlich sind die Erschei-
nungen, wenn die Narbenbildung und Verengerung am Pylorus sich aus-
bildet, nur wird der Magen in solchen Fällen erweitert und es tritt häufig
wirkliches Erbrechen ein. Der Tod erfolgt dann nicht selten erst nach langer
Zeit, so in einem von mir beobachtelen Falle erst zwei Jahre nach der
Vergiftung.
$. 32. Tritt die Narbenbildung ohne bedeutende Verengerung ein,
hat die Magenschleimhaut nicht in zu grosser Ausdehnung gelitten, so kön-
nen sich die Kranken allmählig erholen, während in andern Fällen oft für
lange Zeit, oder selbst für inımer Störungen der Deglutition oder der Ver-
dauung, zeitweise wiederkehrende Cardialgieen zurückbleiben. Nach Ver-
giftungen mit Salpetersäure hat Tartra eine auffallende Mürbigkeit und
Brüchigkeit der Knochen, wie bei der Krebscachexie beobachtet.
DIAGNOSE.
$. 33. Auch bei fehlendem Geständniss der Kranken ist eine Ver-
wechslung nicht leicht möglich. Die Verschorfung der Mundschleimhaut,
der Complex aller übrigen Erscheinungen lassen keinen Zweifel zu. Bei
Vergiftung mit Schwefelsäure findet man nebstdem häufig an den Lippen,
den Fingern oder andern Körpertheilen mit denen die Säure in Berührung
kam bräunliche Schorfe; die durch Salpetersäure bedingten sind orangegelb.
Fehlen diese Zeichen so muss die chemische Untersuchung des Erbro-
chenen Aufschluss über die Natur des genommenen Giftes geben. — Von
der grössten Wichtigkeit ist es zu bestimmen ob die corrodirende Substanz in
den Magen und Oesophagus gelangt ist oder ob ihre Einwirkung auf die Mund-
höhle beschränkt blieb, weil nach diesem Umstande sich wesentlich die Pro-
gnose richlet. Nebst den Aussagen des Kranken ist hier vorzugsweise der
heflige, längs des Oesophagus bis zum Epigastrium sich heraberstreckende
Schmerz, die grosse Schmerzhäftligkeit des Magens bei der Berührung,